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Streifzüge

Agenten sterben einsam

(UK 1968)

Fällt der Name Clint Eastwood im Bezug auf Schauspielerei, denkt man unweigerlich an den von ihm geschaffenen Charakter des Harry Callahan, den zielstrebige San Franciscoer Polizeibeamten, der mit seiner Waffe für Recht und Ordnung sorgt und dabei eine Spur an erschossenen Kriminellen hinterlässt, was zu einer entsprechenden Kritik in der Öffentlichkeit und zum Stereotyp des Dirty Harry im allgemeinem Sprachgebrauch geführt hat. Trotz seiner vielen Western, er begann seine Karriere in einer Westernserie fürs amerikanische Fernsehen, bevor er für das Kino im Italowestern entdeckt wurde, sorgte er für seinen größten Leichenberg in diesem britischen Agentenfilm über einen Doppelagenten im zweiten Weltkrieg. Wie bei vielen britischen Produktionen über den zweiten Weltkrieg wird der Feind übertrieben dargestellt, so gut war die Abwehr unter Admiral Canaris dann doch nicht. Ein britischer Geheimagent (Richard Burton), der aber der deutschen Abwehr als Doppelagent bekannt ist, wird zusammen mit einem US Einzelkämpfer (Clint Eastwood) in einen Einsatz in den damals deutschen Alpen geschickt, um einen dort festgesetzten amerikanischen General aus seinem Spezialgefängnis (einer nur mit der Seilbahn zu erreichenden Burg) zu befreien. Doch irgendwie steht diese Operation unter einem Unstern, bereits auf dem Weg zum Einsatzort gibt es mehr Tote, als es seien müsste. Es wird allen Beteiligten relativ schnell klar, dass nicht jeder das ist, was er zu seien vorgibt, und das diese Mission eigentlich nur eine große Ablenkung für etwas völlig anderes ist. Manchmal ist Alleinsein von großem Vorteil, denn dann kann man nicht von Freunden verraten werden.

Der Film steht in einer Tradition von britischen Filmen über den zweiten Weltkrieg, die sich mit Kommandounternehmen gegen den traditionellen Feind zwischen Franzosen und Russland (zeitlich)[1] befassten, ob es nun Partisanen waren, die eine Mission der RAF unterstützen, Kampfgeschwader 633, oder ein Kommandotrupp, der eine Küstenbatterie im Dodekanes ausschalten sollte, Die Kanonen von Navarone, oder ein gar eine Bomberstaffel, die im Ruhrgebiet Staumauern bombardieren sollte, Mai 1943 – Die Zerstörung der Talsperren, sowie dem Loblied auf den Einzelkämpfer wider Willen aus Spion zwischen zwei Fronten. Ja, für die britischen Produzenten war der Krieg ein großes Abenteuer, bei dem man aber durchaus schmutzige Geschäfte machen musste, da es eben notwendig war. In gewisser Weise wird hier aber schon der Italowestern mit dem Kriegsfilm kombiniert, auch wenn Richard Burton hier deutlich seinen Charakter aus Der Spion , der aus der Kälte kam dem Clint Eastwoods aus Für eine Hand voll Dollar gegenüber stellt.

Ein kleiner Fehler am Rande ist, dass die deutsche Wehrmacht einen Hubschrauber verwendetet, wo es doch eigentlich für diese Aufgabe den Fiesler Storch gegeben hätte, der in Europa, da er noch sehr lange vom französischen Militär verwendet wurde, noch in ausreichender Zahl in flugfähigem Zustand zur Verfügung stand. Genügend Privatpiloten haben sich dieses Muster zugelegt, mit dem man, entsprechenden Wind vorausgesetzt beinahe rückwärts einparken kann[2]. Die Ju 52, mit der die überlebenden Beteiligten dieser Mission am Ende fliehen, stürzte 2018 bei einem Rundflug vermutlich aufgrund von Materialermüdung ab. Gedreht wurde im österreichischen Bundesland Salzburg, für Richard Burton war dies der letzte große Erfolgsfilm an der Kinokasse, Clint Eastwood verzichtet für eine Gage von 800.000 Dollar auf Topbilling. Auch wenn die letzte Verfolgungsjagd von der Gondelbahn zum Flughafen recht lang ist, macht die Fahrt durch ein winterliches Gebirgstal auf einer österreichischen Landstraße trotz aller Anachronismen einfach Spaß. Alistair MacLean hat trotz einiger Logiklöcher eine spannende Vorlage geschaffen, Lee Marvin, dem ursprünglich die dann mit Eastwood besetzte Rolle angeboten worden war, lehnte ab, da er in Das Dreckige Dutzend eine ähnliche Rolle gespielt hatte und ihn das jetzt langweilte.

[1] Jeder, der eine wirtschaftliche Bedrohung darstellte und auch die Möglichkeit hatte, ein Kräftegleichgewicht im eigenen Vorgarten zu stören, war prinzipiell ein Gegner.

[2] Anfang de 1990er habe ich letzteres einmal auf einem Flugtag selbst erlebt.



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