(Frankreich 1969)
1940 hatte die Französische Armee ihren Kampf gegen die deutsche Wehrmacht verloren, die politische Führung hatte sich ihrem Schicksal größtenteils ergeben und sich mit der Besatzungsmacht arrangiert. Aber nicht alle Franzosen wollten diese Niederlage akzeptieren und folgten dem Beispiel General de Gaulles, der aus dem Exil in London den Kampf fortsetzte. Viele Franzosen, darunter auch der Regisseur dieses Filmes, wussten, welches Schicksal ihnen persönlich unter der Herrschaft der NSDAP oder einem ihr freundlich gesonnenem Satellitenregieme drohen würde und gingen in den Untergrund um für die Freiheit ihres Landes zu kämpfen. Manche leisteten nur passiven Widerstand, andere versteckten gesuchte Menschen, und dann gab es die, deren aktiver Widerstand sich nicht nur auf das Verteilen von Flugblättern und das Ausspähen von Besatzern und deren Sympathisanten beschränkte. Und diese Menschen kamen aus allen Teilen der Bevölkerung, vom unter der Volksfront[1] politisierten Hilfsarbeiter über den kleinbürgerlichen Intellektuellen bis hin zum monarchistischen Gutsbesitzer[2] waren sie alle in der Résistance vereinigt, wohl wissend, dass sie, falls sie erwischt worden wären, sich vor einem Erschießungskommando wiedergefunden hätten. Melville setzt hier mit diesem Film der Résistance ein Denkmal, dass auch seine bisherigen Filme und ihre Themen erklärt. Von der ersten Einstellung, der bis dahin angeblich teuersten in der französischen Filmgeschichte bis zum letzten Text vor dem Abspann läuft alles auf ein für die Protagonisten fatales Ende zu, nach dem aber dann doch der Sieg steht. Melville braucht hier nicht wie Trenker in Der Rebell die Geister der Gefallenen sich erheben lassen, er weiß, dass sein Publikum weiß, wer am Ende den Krieg gewonnen hat. Und damit stieß er zu diesem Zeitpunkt bei seinem Publikum auf einen wunden Punkt. Das mochte zum einen nicht an diese finstere Zeit erinnert werden, wo man mit finsteren Methoden sich finsterer Mächte hat erwehren müssen, zum anderen hatte man gerade in einer eigenen Kulturevolution[3] den Hauptprotagonisten des Freien Frankreichs, General de Gaulle aus dem Amt gejagt. Aber auch hier merkten die Verantwortlichen, dass man nicht losrennen muss, wenn jemand das entsprechende Kommando gibt und knappe 20 Jahre später wurden auch von den Cahiers du Cinema die Vorzüge dieses Filmes anerkannt.
[1] ein linkes Regierungsbündnis, dessen Hauptgemeinsamkeit die Ablehnung der faschistischen Unterstützung Francos im spanischen Bürgerkrieg war. Es führte innenpolitisch die 40 Stunden Woche und den Anspruch auf Urlaub ein und verstaatlichte die Eisenbahnen.
[2] diese hatten sich eigentlich auf den Sturz der Republik vorbereitet, konnten sich aber seit 1871 nicht darauf einigen, welche Linie der Bourbonen nun wieder die Krone übernehmen sollte.
[3] die seltsame Stimmung im Lande fing Louis Malle in seiner Komödie im Mai ein.
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