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  • Streifzüge

Ben Hur: A Tale of the Christ

Aktualisiert: 31. Jan. 2021

(USA 1925)

Wenn der Filmtitel Ben Hur fällt, dann denken eigentlich alle an das Wagenrennen und Charlton Heston. Das ist eigentlich schade, da dadurch die Buchvorlage völlig unter den Tisch fällt. Diese, 1880 geschrieben von einem Bürgerkriegsgeneral, war ein Bestseller in den USA, der relativ schnell auch für die Bühne bearbeitet wurde[1] und somit auch früh als Filmstoff erkannt wurde. 1907 wurde der Stoff zum ersten Mal verfilmt[2], zumindest ein Ausschnitt, der auf einer Bühne nur extrem schlecht direkt gezeigt werden kann. 1920 beendete die große Theaterproduktion nach gut 20 Jahren ihren Lauf und der Filmproduzent Samuel Goldwyn konnte dem Bühnenproduzenten Abraham Erlanger nach zwei Jahren die Rechte abkaufen und begann mit der Preproduktion eines Monumentalfilmes. Hollywood erwies sich ersteinmal als zu teuer, für Massenszenen war das immer noch unter den Kriegsfolgen leidende Europa günstiger und die nötige Infrastruktur fand sich dort auch an mehreren Orten. In der Praxis erwies sich die finanzielle Planung als falsch, der Film war für MGM der teuerste Stummfilm überhaupt, was aber auch an Umbesetzungen bei den Schauspielern lag. Ramon Novarro war eben nur zweite Wahl, er wird vom Messala eines Francis X. Bushman, der dann doch das Wagenrennen verliert, an die Wand gespielt. Das Wagenrennen ist auch in dieser Version der Höhepunkt des Filmes[3], daneben fällt die vor Italien gedrehte Sehschlacht mit monströsen Galeeren, die eher nach Lepanto[4] als in die Antike passen, ab. Man sparte auch sonst nicht, für alle Szenen, in denen Jesus Christus, den man wie damals üblich[5] nie von vorne zeigte, vorkommt, sind im damals brandneuem 2-Strip-Technicolor gedreht, und, was einen bei der damaligen Puritanität besonders überrascht, bei der Feier des römischen Senators, der Ben Hur dank seiner Rettung vor dem Ertrinken adoptiert hat, kann man Kleindarstellerinnen mit blankem Busen sehen. Die Technicolorsequenzen galten bis in die 1980er als verloren, bis sie in einem Tschechischem Filmarchiv (Prag?) wiederentdeckt wurden, für heutige Aufführung gibt es eine neue Filmmusik vom Stummfilmspezialisten Carl Davis, die auch von anderen Orchestern verwendet wird, wenn der Film einmal in einem entsprechend großen Auditorium gezeigt wird.

[1] Ich weiß zumindest von einer Theatertruppe, wo dieses Stück immer wieder als Running Gag durch die Auswahl für mögliche Produktionen geistert.

[2] Diese Verfilmung schrieb Rechtsgeschichte, da der Autor der Vorlage keine Einwilligung zur Verfilmung gegeben hatte. Der Film existiert noch und kann beim Internet-Archive online eingesehen werden.

[3] Einer der Regieassistenten bei die Szene war William Wyler, der das 1959 Remake inszenierte.

[4] Seeschlacht im 16. Jahrhundert, Habsburg gewann gegen die Türkei, ein paar Jahre vor der Armada

[5] Das angeblich abgefilmmte Passionsspiel aus Oberammergau mal ausgenommen.

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