(USA 1970)
Was passiert wenn ein Studio einen Rechtsstreit um einen von der Kritik zerrissenen Kassenhit am Halse hat? Es produziert ein Sequell.
Und um das ganze noch zu toppen, produziert dieses Sequell ein freier Produzent, der mit einem seiner Filme gerade selbst einen Erfolg eingefahren hat, und der hatte sich mal bloß so zum Spaß mit einem Filmkritiker hingesetzt und einen Drehbuchentwurf als parodistische Antwort auf den Quell des Rechtsstreits entwickelt. Und beide waren sehr erstaunt, dass dieses Konzept tatsächlich von den Studiobossen abgesegnet wurde.
Der Stoff war brandaktuell, eine der Darstellerinnen von Valley of the Dolls war gerade von einem exzentrischen Sektenführer und Musiker ermordet worden, die 1960er waren vorbei und die 1970er erhoben ihr Haupt mit einem anderem, verbissenerem Stil. Der Film bekam erwartungsgemäß ein X-Rating, was den Regisseur Russ Meyer noch einmal anstachelte, noch ein paar explizitere Szenen in den Film hineinzuschneiden, was aber vom Studio abgelehnt wurde, was sich an der Kinokasse kaum bemerkbar machte, der Film brachte in der Erstverwertung mehr als das zehnfache seiner Produktionskosten ein, auch nach einem Vergleich mit der Autorin des Prequells, „Dieser Film ist kein Sequell, er ist nur von dem Buch inspiriert“, wie es so schön in der Werbung hieß, immer noch ein Erfolg für das Studio – der Studioboss allerdings musste nach einem ähnlichen Film dann doch das Studio verlassen, Russ Meyer hingegen bezeichnete diesen Film als sein definitives Werk, drehte danach noch zwei weitere Filme für Fox und danach wieder eigene Filme. Die Kritik heute ist uneindeutig, viele verreißen ihn, die meisten von denen aus den gleichen Gründen, weswegen er von den anderen heute geschätzt wird. Das „Dolls“ aus dem Titel bezieht sich auf die von den Protagonisten konsumierten Drogen, weswegen man den ganzen Film auch als schlechten Trip interpretieren kann.
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