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  • Streifzüge

Candy

(Italien/USA 1968)

Wenn ein Trip nicht ganz richtig wirkt, kann es trotzdem ein amüsantes Ergebnis bringen. Nur auf die USA gesehen, machte er im Produktionsjahr einen minimalen Verlust, war aber immer noch einer der 20 erfolgreichsten Produktionen dieses Jahres und wurde zu einem Kultfilm. Nach Aussagen der Drehbuchautoren war es nicht als eine Reverenz an Voltaire gedacht, aber auch die Vorlage kann nicht davon ablenken, dass das, was der kleinen Candy (Ewa Aulin) widerfährt nicht doch darauf hinweist, dass diese Welt nicht die beste aller möglichen ist. Eigentlich sollte sie in der Schule nur ein Gedicht vortragen, aber was ihr dann widerfuhr hätte streckenweise auch vom Marquis de Sade erdacht seien können. Dass am Ende der Guru[1], bei dem sie ganz im 1968er Sinne hippiemäsige Erleuchtung finden sollte, dann ihr eigener Vater ist, ist für das Publikum dann nicht mehr so die große Überraschung. Überraschen ist eher, wer in diesem Film da wirklich alles mitgewirkt hat, vom Schießen-Sie-Auf-den-Pianisten Charles Aznavur über Richard Burton, Walter Matthau hin zum Beatle Ringo Starr und Roling Stones Geliebter Anita Pallenberg. Das ganze inszenierte Christian Marquand in 124 Minuten in poppigem Eastmancolor für die Breitwand, doch es gibt genügend Kopien im Umlauf, die irgendwelchen von sauberen Leinwänden träumenden wohlmeinenden Zensoren in die Hände gefallen sind, gerade bei TV und Streaminganbietern. Ohne die geschnittenen Szenen, fällt aber die Message wohl völlig unter den Tisch[2]. An Jodorowski kommt Marquand jedenfalls nicht heran, dem wäre es aber wahrscheinlich nicht so schnell gelungen Marlon Brando als Gaststar zu gewinnen, und mit dem war es einfach an weitere große Namen heran zukommen.

[1] Nein, nicht Ringo Starr, auch wenn der Beatles Trip nach Indien typisch für die Zeit war. Die dunkle Seite eines Charles Manson war noch nicht in Erscheinung getreten, allerdings lassen sich derartige Strömungen auch in diesem Film bereits erahnen.

[2] Man hüte sich vor den Fassungen von Shout Factory und Amazon Prime Video, die um etwa 20 Minuten gekürzt sind.

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