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  • Streifzüge

Dagon

Aktualisiert: 27. Jan. 2021

(Spanien 2001)

Alle Verfilmungen der Werke von H.P. Lovecraft leiden an einem Problem. Sie kämpfen mit der Phantasie des Lesers. Lovecraft war ein Autor, der sich auf die Beschreibung der Wirkung eines von der Normalität abweichendem Erfahrens seiner Figuren spezialisiert hatte und dabei immer wieder auf die gleichen Versatzstücke aus seinem selbstgeschaffenem literarischen Kosmos zurück griff. Man merkte ihm immer seine Herkunft aus den protestantischen Neuenglandstaaten mit ihrer puritanischen Tradition an, für ihn hatte etwas fremdes auch immer etwas unheimliches an sich. Und genau diese Angst vor dem Unheimlichen ist etwas, was man nur sehr schlecht allgemeingültig beschreiben kann. Wenn man etwas klar sieht, kann man sich daran gewöhnen, wenn man ein Modell eines Wolpertingers mit Tentakeln baut, besteht die große Gefahr, dass es einfach nur lächerlich wirkt, und man mehr Angst vor den Konsequenzen der Lächerlichkeit hat. Trotzdem hat man regelmäßig versucht, derartige Klippen zu umschiffen.

Horrorfilme haben in der Regel immer ein kleineres Budget, da man jetzt nicht mit so großen potentiellen Publikumszahlen rechnet, man investiert nur in geringem Umfang in große Namen und weicht gerne in Regionen aus, wo das Drehen eines Filmes nicht gar so teuer ist. Unter solchen Bedingungen kann ein Film einen guten Gewinn abwerfen [1].


Dieser Film ist eine durch und durch Spanische Produktion, abgesehen von den beiden männlichen Hauptfiguren, zwei Amerikanern auf einem Segeltörn vor der spanischen Atlantikküste, und dem Regisseur waren alle Beteiligten Spanier, der große Name neben dem Autoren der Vorlage, Francisco Rabal, war weltweit durch seine Filme mit Luis Buñuel wie Viridana und Belle de Jour bekannt geworden, die weiblichen Hauptdarstellerinnen waren „nur“ durch das spanische Fernsehen bekannt. Und Buñuel mit seinem Surrealistischen Einfluss verbindet auch diesen Film mit der Vorlage. Es gibt zwar eine Kurzgeschichte namens Dagon von Lovecraft, deren Motive durchaus in der Handlung des Filmes mitschwingen, doch die Basis des Filmes ist The Shadow over Innsmouth, in der der Held auch von Träumen geplagt wird, bis er erkennt, dass diese Träume näher an der Realität sind, als ihm lieb ist. Im Film wird aus einem beschaulichen Segeltörn vor der spanischen Küste binnen eines einzigen Tages ein Alptraum, als der Held erkennen muss, dass seine Träume für ihn und seine Freundin zum absoluten Alptraum werden und selbst der Freitod diese in diesem gottverlassenem Kaff nicht beenden kann. Mann ist halt Teil des Problems und das Fremde, das man fürchtet, ist man selbst.



[1] Autorenfilme funktionieren nach den gleichen finanziellen Überlegungen – Scheitern an der Kinokasse ist immer eine Option.


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