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Streifzüge

Das dreckige Duzend

Aktualisiert: 15. Juli 2022

(USA 1967)

Kriegsfilme sind immer Filmen über Männergruppen und ihre ihnen eigene Dynamiken, und Fiktionen leben von dem sogenanntem Suspension of Disbelief, der Aufhebung des Zweifels, mit dem man logische Löcher in der Handlung einfach zuschütten kann. Von beiden lebt dieser Film über eine Spezialeinheit aus Todeskandidaten, das auf ein Himmelfahrtskommando im besetzten Frankreich geschickt wird. Fallen im Dienst fürs Vaterland oder Hinrichtung, entweder als Spione durch die Deutschen oder als Mörder durch die eigene Militärgerichtsbarkeit, so sieht für die meisten der Teilnehmer die absehbare Zukunft aus, es sei denn, die Mission ist erfolgreich[1]. Bis auf den kommandierenden Offizier (Lee Marvin) und einen den Einsatz begleitenden Militärpolizisten wartet auf alle Mitglieder dieses Kommandos der Galgen oder eine jahrzehntelange Haftstrafe wegen verschiedenster Verbrechen, von Vergewaltigung bis hin zu Notwehr gegen rassistische Übergriffe[2]. Allerdings um Todgeweihte für so einen Einsatz zu motivieren braucht es einen ungewöhnlichen Ansatz, man muss die Menschen bei ihrem Ehrgeiz packen und noch eine kräftige Belohnung obendrauf legen – das eigene Leben, man kann hier durchaus eine Antwort auf Spion zwischen 2 Fronten sehen, einen Film wo das Abenteuerelement des Krieges noch um Welten stärker betont wird.

Und irgendwie gelingt es aus einem Haufen von Individualisten eine Einheit zu schaffen, die sich in der Lage sieht hinter den feindlichen Linien einen Enthauptungsschlag gegen die deutsche Wehrmacht in Nordfrankreich durchzuführen, auch wenn wie immer die Pläne nicht den Kontakt mit der Realität überstehen, sind die Seile der Ausbildung robust genug, dass man sie anders neu verknüpfen kann, dass das Ziel erreicht wird und wenigstens ein paar Beteiligte ihre Begnadigung in England zumindest kurzfristig überleben. Geschrieben wurde der Film noch vor dem Vietnamkrieg, er kam allerdings erst im ersten Kriegsjahr in die Kinos. John Cassavantes brachte er sogar eine Nominierung als bester Nebendarsteller ein, eine Auszeichnung, die er aber nur bei den Golden Globes auch erhielt. Für Donald Sutherland war dieser Film der Durchbruch im Filmgeschäft, der direkt zu seiner Rolle in M.A.S.H. führte, Lee Marvin war mit seiner Erfahrung als Marineinfanterist im Pazifik mit diesem Film thematisch nicht sonderlich zufrieden, da fühlte er sich in The Big Red One wohler.

[1] Und auch dann muss man den Krieg gewinnen, um nicht für Kriegsverbrechen vor Gericht gestellt zu werden, etwas was in fast allen Kriegsfilmen gerne unter den Teppich gekehrt wird.

[2] Als Schwarzer hat man keine Chance auf einen fairen Prozess, wenn Opfer und Richter weiß sind.

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