(Frankreich/Deutschland 1986)
Warum der Film kein guter Film ist aber trotzdem verdammt gut ist.
Ein internationale Bestseller, ein internationale Superstar und ein guter Regisseur, eigentlich eine gute Kombination für einen guten Film. Eigentlich. An der Kinokasse und bei den Filmrechteverwerten kommen keine Klagen auf, finanziell hat der Film sich rentiert, auch die Haupthandlung des Romans hat die Umsetzung auf die Leinwand, trotz dramaturgisch nötiger Straffungen gut überstanden, dennoch ist das wahre Zentrum des Buches, die wahre Hauptfigur der Projektion auf die Leinwand fast völlig zum Opfer gefallen. Beschäftigt sich das Buch mit einem der vielen theologischen Konflikte des Mittelalters und der Auswirkung des selbigen auf die höhere Politik, so bleibt davon im Film eigentlich nur ein Konflikt zwischen zwei kirchlichen Funktionären, von denen einer noch eine Mordserie stoppen und den Täter ermitteln muss - etwas worauf er auch im Roman scheitert. Mit der Hauptfigur, der Bibliothek, geht es dem Film genauso, aber wie setzt man Bibliotheken, die Orte des Wissens, denn überhaupt filmisch um? Borges schildert sie in seiner Kurzgeschichte, "Die Bibliothek von Babel" als riesiges Labyrinth, in der alle jemals geschriebenen oder schreibbaren Bücher gelagert sind, wo sich nur die Bibliothekare selber zurechtfinden, Umberto Eco sieht in der Romanvorlage die Dinge ähnlich, seine Bibliothek ist "nur" einem Schloss Kaiser Friedrich II. nachempfunden und gemäß benediktinische Klöster des Mittelalters gestaltet[1], im Film wird sie zu einem dreidimensionalen Gewirr von Treppen und Bücherschränken, in dem man eigentlich immer weiß wo man ist, wenn einem nicht Spinnweben die Sichtachsen versperren, von dem im Buch so genial geschilderten Labyrint, in dem man sich nur mit Plan(ung) zurechtfindet, ist nichts geblieben.
[1]Man sollte daran denken, dass die Klosterbibliotheken des Mittelalters im Normalfall nur ein paar Hundert Bücher enthielten.
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