top of page
Streifzüge

Der Schimmelreiter

Aktualisiert: 23. Aug. 2021

(Deutschland 1934)

1888, in seinem Todesjahr, erschien die Novelle Der Schimmelreiter von Theodor Storm[1] über den Kampf eines einfachen Menschen gegen Natur und Aberglaube. Natürlich eignete sich dieser Stoff ausgezeichnet für eine Verfilmung. Gedreht wurde 1933 an der Nordseeküste, wo auch die Handlung um den Knecht Hauke (Mathias Wieman) des Deichgrafen mit neuen Ideen über den Bau und Unterhalt der Deiche, der dessen Tochter Elke (Marianne Hoppe) heiratet und sich mit seiner Art und seinen neuen Ideen bei den anderen traditioneller denkenden Bauern keine Freunde macht. Auf der einen Seite ist dies die Geschichte des traditionellen Urbarmachen von Land und der Zähmung der Natur, auf der anderen Seite unter der Herrschaft der Nationalsozialisten klingt da natürlich automatisch auch der Begriff des „Lebensraums“ der für den deutschen Bauern gewonnen werden muss mit. Man kann jetzt Küstenbewohnern nicht automatisch vorwerfen, dass sie auf Grund des Baues von Deichen zur Abwehr von Fluten Nazis wären, allerdings wird in den archaischen Bräuchen, die hier in Bild und Schrift geschildert werden, doch deutlich auf die Zusammenhänge von Blut und Boden verwiesen. Allerdings ist es interessant, dass da so manches doch ironisch gebrochen präsentiert wird. Der Führer in eine neue, modernere Zeit, scheitert persönlich, auch wenn sein Werk dann am Ende doch hält. Die Deiche brauchen Blut, verlangte der alte Glaube, aber das Tieropfer untersagte Hauke, um dann am Ende doch in den Fluten zu sterben, wie die Existenz seines Schimmels der abergläubischen Bevölkerung vom Moment seines Erwerbs vorhergesagt hat.

Die Nationalsozialistische Propaganda findet sich aber nicht direkt im Film, sondern in dem, was eben nicht verfilmt worden war. Im Buch haben Hauke und Elke ein behindertes Kind, welches für den Tod Haukes mittelbar verantwortlich war, und genau das war für einen Helden im NS-Staat ein absolutes Nogo.

[1] Zahlenmysiker können da natürlich auch andere unheilige(-heimliche) Zusammenhänge aus dem Hute zaubern, aber eine acht-acht bezieht sich ursprünglich auf die Marinekanone 8,8cm SK L/30, die um die Entlassung Bismarcks als Reichkanzler herum entwickelt wurde. Das Kaliber bewehrte sich und die geeigneten Läufe wurden in den nächsten 60 Jahren immer länger.

30 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Comments


bottom of page