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Streifzüge

Der Würgeengel

Aktualisiert: 27. Jan. 2021

(Mexiko 1962)

Was passiert mit Menschen, die plötzlich eingesperrt werden? Sie fragen sich ersteinmal warum.

Und genau diese Frage stellt sich auch das Filmpublikum dieses Filmes und nimmt es einfach so hin, denn Buñuel liefert auf diese Frage keine Antwort, ihn interessiert in diesem Film viel mehr, wie sich die Tünche der Zivilisation über der menschlichen Natur in so einer Extremsituation abschleift und das wahre Ich jedes Menschen auf dieser nun unendlich andauernden Abendeinladung eines einflussreichen Großbürgers zum Vorschein kommt. Wie durch ein Wunder kommen die meisten mit dem Leben davon, als schließlich doch der unheimliche Bann von allen abfällt, der sie auf unerklärliche Weise in anderthalb Zimmern eingeschlossen hat, vorerst, bis zum Dankgottesdienst, wo es dem Pfarrer plötzlich nach der Messe als angemessener erscheint, nicht aus der Kirche auszuziehen.

Sinnigerweise gab es von diesem Film ein Remake, allerdings als Oper, die auf den Salzburger Festspielen 2016 uraufgeführt wurde. Es ist das Buch, was diesen Film so faszinierenden macht, Buñuel findet dazu die passenden Bilder in seinem üblichen Kampf gegen religiösen Dogmatismus und gesellschaftliches Erstarren in Konventionen. Manche Kritiker beziehen den Film auf die Sitaution in Spanien unter Franco, aber Buñuel hielt sich an die Arbeitsteilung zwischen Künstler und Kritiker.

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