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Streifzüge

Die 1000 Augen des Doktor Mabuse

(BRD 1960)

1960 war Fritz Lang seit 4 Jahren wieder in Deutschland als Regisseur aktiv und er machte mit seinem letzten Film da weiter, wo er 1933 aufgehört hatte. Doktor Mabuse war noch ein fester Begriff, insbesondere da die Filme nach dem Krieg auch wieder im Kino zu sehen gewesen waren. Krakauers Deutung, das man Doktor Mabuse als Adolf Hitler zu lesen habe, war allgemein bekannt und wurde auch in diesem Film von Lang selbst aufgenommen und gab den Tenor des Filmes vor. Im Film wird ein Reporter, der einen Coup gelandet hat, kurz vor der Veröffentlichung des selbigen in seinem Auto mit einer unbekannten Waffe erschossen, und einer der ermittelnden Beamten fühlt sich an Dr. Mabuse erinnert, doch die Dinge scheinen nicht so zu liegen, wie es offensichtlich scheint. Stilistisch macht Lang da weiter, wo er 1933 aufgehört hat, nur die nüchterne kalte Umgebung, die man sieht, das ist das aufstrebende Deutschland der jungen Wirtschaftswunder-Bundesrepublik, doch der Kommissar Kras (Gerd Fröbe), der erinnert in Gestus doch sehr an den Kommissar Lohmann aus M und dem Testament des Doktor Mabuse, und auch sonst erinnert er ein wenig an die frühen Edgar Wallace Krimis vom Konkurrenzstudio der Rialto. Auch die CCC wusste, dass sie mit Mabuse die Basis für eine ganze Filmserie hatte.


Ein amerikanischer Großindustrieller (Peter van Eyck) soll erpresst werden, so dass man sich sein Atombetrieb aneignen kann, doch das Hotel,in dem er abgestiegen ist und er auf den Lockvogel (Dawn Addams) stößt, war schon mehrfach der Ausgangspunkt von merkwürdigen Handlungen, und nicht jeder, der sich dort herumtreibt, ist wirklich der, der er zu seien vorgibt, und das gilt auch für das Gebäude. Fritz Lang war böse und spielte ein wenig mit dem Publikum. Was ist ein Name, lautet eine alte philosophische Frage, und wer liest schon die Namen im Vorspann genau. Im Dritten Reich gab es in Berlin ein Etablissement, was vom Geheimdienst betrieben wurde[1], und das diente hier als Vorbild für das Hotel, wenn dann ein bekanntes Gesicht vor der Kamera erscheint, weiß man ein paar Minuten (und einem Mord) nach dem Vorspann nicht mehr, ob der Name zu dem Kopf, den man gerade sieht, schon zu lesen war. Manchmal helfen Fremdsprachenkenntnisse[2], besonders wenn es sich um eine internationale Koproduktion handelt.

Interessant ist, dass der blinde Hellseher klarer sieht, als man denkt, aber der, der sieht, sieht klarer, aber wie die alten Griechen schon wussten, wer zu viel sieht, den Strafen die Götter, aber für falsche Götter gilt das Diktum von Nietzsche erst recht.

Mit diesem Film schloss sich die Karriere des Regisseurs Fritz Lang, als Schauspieler stand er drei Jahre später nocheinmal vor der Kamera als er für Godard sich selber in dess Film Die Verachtung spielte.

[1] Ja, es war damals nach dem Krieg allgemein bekannt, die italienischen Sadiconnazista-Genrefilme-Filme spielten mit dieser Trope, genauso wie Ian Flemings in Liebesgrüße aus Moskau.

[2] Man kann Namen auch einfach in eine Fremsprache übersetzen, ohne dass es sonderlich auffällt.


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