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  • Streifzüge

Die Spielregel

Aktualisiert: 29. Sept. 2020

(Frankreich 1939)

Ein Flieger fliegt mit einem kleinen Flugzeug alleine von New York nach Paris, doch die Frau, die er damit beeindrucken wollte ist nicht am Flughafen, sondern bei ihrem Gatten zu Hause, der auch gerade eine Affaire hat, von der alle wissen, nur seine Frau nicht. Jede der Figuren in diesem Film hat seine Affairen, aber die gesellschaftlichen Regeln besagen, dass man diese schön diskret pflegt, auf dass es keine Skandale gibt. Nur zwei Außenseiter sind mit dieser Spielregel nicht ganz vertraut und das Personal hat die Spielregel zwar akzeptiert, aber nicht völlig verinnerlicht. Wenn man den Film das erste Mal sieht, sieht man eine wunderbare, etwas böse Gesellschaftskomödie, sieht man ihn ein weiteres Mal, so will man an vielen Stellen lachen, doch das Lachen bleibt einem eigentlich im Halse stecken. Jean Renoir, wie werden uns in dieser Reihe noch mit anderen seiner Filme befassen, schuf hier sein Meisterwerk. Er sah genau auf seine Charaktere, gab allen seine kleinen Eigenheiten und schuf so ein Ensemble von lauter wahrhaftigen Charakteren. Leider brach nur kurz nach der Premiere der zweite Weltkrieg aus, worauf der Film wegen Wehrkraftzersetzung erstmal verboten wurde, nach der militärischen Niederlage 1940 brauchte man Sündenböcke für diese Niederlage, einer war die Volksfront, der Renoir, der sich in die USA abgesetzt hatte, nahestand, weswegen der Film weiterhin verboten blieb und das Negativ fiel noch einem Luftangriff zum Opfer. Dass die Hauptdarstellerin eine Burgtheaterschauspielerin und Gattin der Nummer 2 des Austrofaschismus (Heimwehrführer Starhemberg) war, war weiteren Aufführungen bis 1945 nicht förderlich, der französische Kritiker Andre Bazin umschiffte bei Wiederaufführungen in Filmclubs dieses Problem, indem er sie als Gattin eines Antihitlerpolitiker bezeichnete. Die Fassung, die man heute sehen kann, wurde erst für die 1959er Filmfestspiele von Cannes rekonstruiert. In Erinnerung bleiben vor allen die Plansequenzen, während der Party nach der Treibjagd. Auch hier stolpert wiedereinmal eine komische Figur im Bärenkostüm (ja, das hatten wir schon in Ophüls "Verkaufter Braut" und ich habe zumindest einen weiteren Film mit diesem Topos auf der Warteliste) durch die Szene. In diesem Falle der Regisseur selbst, der den Misserfolg an der Kinokasse erstmal bei seiner eigenen Schauspielkunst suchte und nicht an seiner Gesellschaftsanalyse. Heute gilt er als einer der besten Filme überhaupt. IMDB Link: https://www.imdb.com/title/tt0031885/reference

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