Wenn man diesen Film heute, über 50 Jahre nach seinem Entstehen, sieht, dann wirkt er einerseits ein wenig altmodisch, andererseits aber immer noch hoch modern. Trotz #meetoo ist der Machismo und Sexismus, wie er küchenpsychologisch in dem Film schlecht begründet gezeigt wird, immer noch weit verbreitet. Aber man sollte sich diesen Film nicht wegen seines Plots ansehen, sondern wegen seiner Bilder. Regisseur Piero Schivazappa hatte sehr genau Vorstellungen wie er real existierende Gegenstände in seinen Filmen für seine Zwecke einsetzen konnte auch ohne sich um etwaige Genehmigungen zu kümmern [1], hier ließ er einfach eine Skulptur von Niki de Saint Phalle für eine Szene einfach nachbauen und mit einer strategisch platzierten Türe erweitern, die dann auch gleich den Geist des Filmes vorgibt. Die erste Frau, die wir im Film sehen, ist ein Callgirl, das ein paar Blessuren auf ihren Oberschenkel verarztet, bevor es den Scheck vom Fahrer eines schweren Mercedes entgegennimmt und für die nächste Woche einen neuen Termin ausmacht. Allerdings steigt sie nicht in den schicken Sportwagen, den sie aufsperrt, als der Mercedes weiterfährt, sonder geht zu einem weißen Rolls-Royce weiter, wo ihr der Chauffeur die Türe aufsperrt [2] – nicht alles ist das, was es zu seien scheint in diesem Film und diese Thema wird uns durch den ganzen Film begleiten.
Die Reporterin Maria Ekstrom (Dagmar Lassander) hat sich in eine große private Hilfsorganisation eingeschlichen, um dem Privatleben ihres Vorsitzenden Dr. Sayer (Phillipe Leroy) auf die Zähne zu fühlen und das ist nicht so hoch moralisch wie die Ziele seiner Organisation. Dr. Sayer hat nur Minuten vor der Begegnung mit Maria den Geschäftsführer wegen einer Unterschlagung von 100.000 Dollar entlassen, doch er ist der Mann, der das Callgirl gebucht hat. Wegen eines Artikels, des sie für die Organisation schreiben soll, lässt sie sich auf ein Wochenende in sein Privatrefugium auf einer Insel einladen und es kommt zu einem sadomasochistischem Duell zwischen den Beiden, wobei langsam klar wird, dass sie von Anfang an den Verdacht hegte, dass er für das Ableben mehrerer Frauen die Verantwortung trägt. Aber nicht umsonst heißt es, wer zuletzt lacht, lacht am besten [3].
Der Film lief im September 1969 in Italien in den Kinos an, nur um gleich verboten zu werden. Nach ein paar kleineren Schnittauflagen kam er im Oktober wieder in die Kinos, aber trotz herausragender schauspielerischen Leistungen und einem wunderbarem Soundtrack von Stelvio Cipriani war ihm damals kein großer Erfolg an der Kinokasse vergönnt. In Deutschland ist der Film nie gelaufen, Dagmar Lassander war ursprünglich als Kostümbildnerin an der Berliner Staatsoper beschäftigt, bevor sie Schauspielunterricht nahm und 1966 ihre ersten Filmauftritte hatte. Sie zählt, so heißt es, diesen Film als ihre Lieblingsrolle, und dass dieser Film ihr Spaß gemacht hat, das merkt man in jeder Einstellung.
[1] Etwas was damals in Italien üblich war. Sein Kollege Lucio Fulci dreht für seinen Horror-Film Voodoo – die Schreckensinsel der Zombies einfach auf der Brooklyn Bridge.
[2] Buñuel's Schöne des Tages wir hier offensichtlich zitiert.
[3] femina ridens aus dem Latein übersetzt heißt „lachende Frau“
Comments