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  • Streifzüge

In Geheimer Kommandosache

(USA 1955)

Im Orginal heißt dieser Film Strategic Aircommand und als soches ist dieser Titel für Amerikaner selbsterklärend, denn das ist die offizielle Bezeichnung für die Nuklearwaffenträger bevor diese auf Raketen umgestellt wurden.

Die US Airforce ist die jüngste Waffengattung der Streitkräfte der Vereinigten Staaten von Amerika, sie entstand erst 1947 nach dem der US Army Airforce mit ihrer Bomberwaffe gelungen war sowohl Deutschland als auch Japan 1945 so niederzuringen, dass eine Fortsetzung der Kampfhandlungen unmöglich geworden war – auch wenn beide zu lange brauchten, dies zu realisieren. Insbesonders die Atombombe erwies sich als Gamechanger, die auch verteidigungspolitisch eine Neuausrichtung erzwang, etwas was dem bisherige Träger außenpolitischer Powerprojektion nicht gefiel. Entsprechend musste auch die neue Airforce kulturell beworben werden. Schlachtschiffe waren groß und mächtig, aber ihre große Besatzung machte sie für klassische Filme handlungstechnisch uninteressant, weswegen sich die erfolgreicheren Hollywoodfilme immer nur um überschaubarer Personengruppen auf kleineren Einheiten drehten, eine Bomberbesatzung war da etwas filmtechnisch interessanteres.

Aber in diesem Film geht es nicht um eine Besatzung, es geht um eine einzelne Person, die für jeden amerikanischen Reservisten steht, der sich einer überraschenden Reaktivierung gegenüber sieht. Robert „Dutch“ Holland (James Stewart) ist ein frisch verheirateter erfolgreicher Baseballspieler, der während des Krieges B29 Bomber geflogen hat, jetzt nach dem Korea Krieg ist der Kalte Krieg eine Realität, die von der Zivilbevölkerung gerne verdrängt wird, aber das Gleichgewicht des Schreckens braucht auch Personal in Form von erfahrenen Flugzeugführern wie Dutch. Seine Gattin Sally (June Allyson) ist von dieser Entwicklung nicht sonderlich begeistert, doch Dutch erkennt sehr schnell, dass das Fliegen seine Berufung ist. Am Ende bekommt sie ihren Wunsch erfüllt, nach dem Dutch dann doch von einer Bruchlandungsfolge aus der Mitte des Filmes eingeholt wird – die körperlichen Belastungen interkontinentaler Bombermissionen kann er nicht mehr durchstehen, etwas was seine Ehe wohl rettet[1].

Aber diese Beziehungsgeschichte ist nicht das, was den Film heute im 21. Jahrhundert nach einem gescheitertem Krieg in Afghanistan noch interessant macht. Ja, dieser Film hat eine Message herüberzubringen, die schon während des zweiten Weltkrieges in Thousands Cheers ausbuchstabiert wurde: Es kommt auf jeden Einzelnen an, koste es was es wolle[2]. Sally ist, ganz im Stile der Zeit, die Frau, die für den Egoismus des privaten Glücks steht, der sich dann doch zurücknimmt, um der großen Sache nicht im Wege zustehen, aber gleichzeitig ist der Film auch ein Werbefilm für die USAirforce und ihr damals brandneues großes Material. „Speak friendly, but carry a big stick“ meinte der US Präsident Theodore Roosevelt zu Beginn des 20 Jahrhunderts und dachte an die Schlachtschiffe der USNavy, ein halbes Jahrhundert später war der Big Stick das SAC mit seinen Interkontinentalbombern, und zwischen den B29[3], die die Atombomben auf Japan abwarfen und den B52, die Stanley Kubrick in die Sowjetisch Union fliegen ließ (Dr. Seltsam) gab es den Bomber B36, der ursprünglich entwickelt wurde um von den USA Deutschland zu bombardieren. Als solcher wurde er für den Krieg viel zu spät fertig, aber als Atombombenträger mit einer Reichweite um jeden Ort in der UdSSR zu erreichen war er dann doch ganz brauchbar.

Der Gag an diesem Film liegt aber an einer völlig anderen Stelle. James Stewart ging 1940 von der Oscarverleihung direkt zur Musterungsstelle, landete trotz mehrfachem Tragens einer Marineuniform vor der Kamera bei der US Army Airforce und flog mehrere Missionen über Deutschland. Wie der Held des Filmes war er Reserveoffizier und wurde bei Wehrübungen regelmäßig auf den Bombern weitergebildet. Tatsächlich flog er noch auf einer B52 einen Einsatz über Vietnam und schied als Brigadegeneral aus der Airforce aus. Durch die Beteiligung des Militärs war es natürlich klar, dass das Gerät im besten Licht mit einem brandneuem Breitwandverfahren – Vista Vision gefilmt wurde. Der Massenstart der B47 Bomber für die Übung war etwas völlig normales, das die tatsächliche Notwendigkeit dieses Manövers schön verschleierte. Im Ernstfall hätte man alle Bomber bewaffnet zu starten versucht, dass man einen nötigen nuklearen Gegenschlag sofort hätte durchführen können[4], die Basen des SAC waren das wichtigste Ziel für einen Gegner. Wahrscheinlich waren nicht allzu viele Bürger überrascht, dass das SAC regelmäßig Übungsangriffe auf die eigenen Städte flog, wie hier im Film dargestellt, Überraschender wäre es gewesen, wenn darauf hingewiesen worden wäre, wie schlecht einzelne Staffeln bei diesen Übungen gleich nach Gründung des SAC abgeschnitten hätte – Schaffhausen lässt grüßen.

[1] Im Gegensatz zu Manns Film Die Glenn Miller Story mit den gleichen Hauptdarstellern , wo James Stewart den Flug von London nach Paris 1944 nicht überlebte.

[2] Man denke auch an Die Brücken von Toko Ri, wo der Reservist William Holden über Korea abgeschossen wird und sein Kommandant sich selbst diese Frage stellt.

[3] Anthony Mann widmete seinen Film Bamboo Blonde diesem Flugzeug, und denen, die es flogen und/oder den Namen gaben.

[4] Es gibt einen staatlichen Film zur Information der Bevölkerung wie man sich in einer Großstadt am Tag X verhalten soll – nein noch vor Duck and Cover.



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