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Streifzüge

La Habanera

Aktualisiert: 27. Jan. 2021

(Deutschland 1937)

Bevor es ihn (zum Glück) nach Hollywood zog, drehte Detlef Sirk[1] noch Filme für Dr. Goebbels UFA , aber dieser war der letzte. Die Hauptdarstellerin war einer der exotischen Stars mit denen die UFA versuchte ihre Weltläufigkeit zu demonstrieren Zarah Leander[2] aus Schweden, ihr Widerpart einer der großen deutschen Leinwandstars, Ferdinand Marian[3] und der dritte in dem Dreieck war Karl Martell. Die Handlung war eine einfache Dreiecksgeschichte, eine Schwedin aus der gehobenen Mittelklasse (Zarah Leander) lernt während einer Kreuzfahrt auf Puerto Rico einen sie faszinierenden Mann (Ferdinand Marian) kennen, einen Großgrundbesitzer, der seinen Machismo auch in der Stierkampfarena demonstriert. Die beiden heiraten, doch sie wird in der Ehe nicht glücklich, die Mentalitätsunterschiede sind zu hoch, er versucht den gemeinsamen Sohn als seinen Nachfolger mit dem gleichen Verhaltenskodex zu erziehen. Zur Katastrophe kommt es, als einer ihrer alten Jugendfreunde, jetzt ein erfolgreicher Arzt, sie besucht. Ihr Mann identifiziert ihn zu recht als Nebenbuhler, sie zieht ihn ob ihrer Verzweiflung ins Vertrauen. Um ihm zu schaden, lässt er sein Gepäck voll Forschungsmittel und Medikamenten als vermeintliche Drogen vernichten. Doch wie es der Teufel will, ist das Forschungsprojekt eine bisweilen tödliche Seuche auf der Insel und ausgerechnet der Großgrundbesitzer ist infiziert. Jetzt steht ihr nichts mehr für eine glückliche Zukunft in Europa im Wege.

Nur aus der heutigen Warte kann man die Bitterkeit, die ganz leicht über diesem Film mit seinem sonnigen Himmel und leuchtend blauen Meer in strahlendem schwarzweiß spüren; der Wind hat uns ein Lied erzählt, von Flüchtlingen, die gerne die Reise in die Gegenrichtung angetreten hätten, doch keinen Hafen gefunden haben.

[1] in Hollywood nannte er sich dann Douglas Sirk und wurde durch weitere Melodramen zu einem der großen Regiestars der zweiten Reihe

[2] sie war klug genug sich nicht in Reichsmark bezahlen zu lassen und 1943 in ihr Heimatland zurückzukehren. Ihre Karriere erholte sich aber nicht mehr von ihrer Kollaboration mit dem Dritten Reich.

[3] seine Karriere endete praktisch nach einer großartigen Schauspielerischen Leistung in einem der bekanntesten unbekannten Filmen: er spielte den Joseph Süß Oppenheimer in dem antijüdischen Tendenzfilm Jud Süß

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