(USA 1941)
Man ziehlt mit Waffen nicht auf Menschen. Diesen Ausbildungsgrundsatz hätte Captain Thorndike (Walter Pidgeon) besser beherzigt, als er im Frühsommer 1939 einen Jagdurlaub am Obersalzberg gemacht hatte, doch sein persönlicher Nervenkitzel bei der Jagd liegt daran, nicht abzudrücken auch wenn er es könnte. Leider wird er im Moment des Nichtalbdrückens von der SS überrascht und da er sich weigert ein Geständnis zu unterschreiben, in dem er zu gibt, im Auftrag der britischen Regierung gehandelt zu haben, sorgt man dafür, dass er beim Klettern tödlich verunglückt. Er aber überlebt diesen Unfall und es gelingt ihm sogar, den Kontinent zu verlassen. Doch so blöd ist der verhörende Offizier (George Sanders) nicht. Er weiß, wohin Thorndike in London hin will, und ohne Unterschrift kann er das nicht zulassen. Thorndike merkt sehr schnell, dass auch er in England das Ziel einer Menschenjagd geworden ist, und wie in The Most Dangerous Game hat auch er eine Verbündete (Joan Bennett), die allerdings im Gegensatz zu Fay Wray das ganze mit dem Leben bezahlt und am Ende doch posthum zum persönlichen Sieg über den Nazi beiträgt.
Regisseur Fritz Lang musste mit diesem Film zwei Klippen erfolgreich umschiffen. Als der Film gedreht wurde und in den USA in die Kinos kam, waren die USA noch neutral, der Film bezog aber eindeutig ein pro-britische Haltung und kann zurecht als Antinazifilm bezeichnet werden. Dies wurde von Ausschüssen des Senates kritisiert, wo man sich nicht ganz zu unrecht, an den Kriegseintritt 1917 erinnert fühlte. Die japanische Regierung beendete diese Innenpolitische Diskussion allerdings am 7. Dezember 1941 in Pearl Harbor, was gewisse Senatoren aber nicht davon abhielt entsprechende Diskussionen mit ähnlichen Zielrichtungen im frühen kalten Krieg neu zu starten. Dass zum versöhnlichem Abschluss des Filmes Captain Thorndike mit einem Jagdgewehr aus einem RAF Bomber über Deutschland abspringt um seine persönliche Jagdbeute doch noch zu stellen ist eine deutliche Propagandaaussage[1].
Die zweite Klippe hatte auch etwas mit der Politik zu tun, denn die junge Frau, die Thorndike hilft, ist eine allein wohnende Arbeiterin und das impliziert nach damaligen moralischen Standard eine sehr altes Gewerbe, das in Hollywoodfilmen eigentlich nicht mal referenziert werden durfte. Joan Bennett durfte einfach keine Prostituierte spielen. Alle Stereotypen für diese Profession werden gezeigt: Abgeschlossenheit des Arbeitsplatzes, schicke Kleidung, Modeschmuck, das Nichtvorhandensein eines Freundes oder Ehemanns – aber irgendetwas muss zumindest für die Zensoren zur Ablenkung da sein, und deswegen steht in ihrem Zimmer eine Nähmaschine[2]. Und nein, sie wird nicht verwendet.
Wenn man sich diesen Film in der Originalfassung ansieht, hört man auf der Stelle, dass George Sanders gebürtiger Engländer ist, sein Deutsch, mit dem er sich mit seinen Schergen unterhält, hat einen kräftigen britischen Akzent. Die Kleindarsteller, die die Nazischergen spielen, sind aber alle deutsche Emigranten, die sichtlich froh sind, auch mal wieder vor der Kamera in ihrer Muttersprache sprechen zu dürfen.
Im Herbst 1944 war es dem britischen Geheimdienst gelungen ein Einsatzteam in der Nähe des Berghofes zu positionieren um Hitler zu töten. Man entschied sich aber diesen Einsatz zu stoppen, da man ausgerechnet hatte, dass ein Ausfall Hitlers die militärischen Fähigkeiten des Dritten Reiches eher gestärkt als geschwächt hätten – so der britische Historiker Mark Felton.
[1] Dr. Goebbels hätte Fritz Lang gerne 1933 als Führer des Deutschen Films gesehen, in wichtigen Leitungspositionen konnten auch die Nazis über fehlende „Rassenreinheit“ hinwegsehen (siehe Generalfeldmarschall Erhard Milch), doch Lang zog es vor, vielleicht aufgrund seiner Erfahrung beim Dreh von M – Eine Stadt sucht einen Mörder und Das Testament des Doktor Mabuse, sich nach Frankreich abzusetzen.
[2] Der Autor Terry Pratchett bricht dieses Stereotyp in seinen Diskworld Büchern, dass in der Gilde der Näherinnen tatsächlich nur eine echte Näherin Mitglied ist.
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