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Streifzüge

Milka – Schmerzliche Lust

Aktualisiert: 5. Jan. 2022

(Finnland 1980)

1980 lief auf der Berlinale ein Film aus Finnland, ein Film wie man ihn heute nicht mehr machen könnte. Behandelt diese Verfilmung eines finnischen Romans doch ein extrem mit Tabus belegtes Thema – Inzest. Zwar umschiffen Autor und Regisseur Rauni Mollberg elegant die größten Klippen, doch die Tochter, Milka (Irma Huntus), die sich in den Knecht (Matti Turunen[1]), der auf dem kleinen finnischen Hof die Rolle des verstorbenen Vaters übernommen hat, verliebt hat, ist das, was man auf Deutsch einen Backfisch nennt. Für sie ist dies die erste Liebe, für ihn nur eine Schwärmerei, er weiß, dass auch Milkas Mutter (Leena Suomu[2]) ein Auge auf ihn geworfen hat, und er ist auch an anderen Frauen in diesem Dorf interessiert. Es kommt wie es kommen muss und bereits in Milkas Gebeten in den ersten Minuten des Filmes angedeutet wird, am Ende ist sie die Mutter seines Kindes, während er das Dorf verlassen hat. Der Film erzählt seine Geschichte in einer ruhigen, naturalistischen Art, in der immer eine protestantische Religiosität durchscheint, die Frauen beten, auch die Arbeit wird wie ein Gebet verrichtet und der örtliche Priester schilt nicht die sünd'ge Seele aus[3], sondern kümmert sich auch um das neugeborene Gemeindemitglied, dessen Vater in diesem Dorf als Kristus-Perkele bekannt ist. Und Perkele[4] heißt auf finnisch Teufel.

Finnische Filme, das heißt doch überall eigentlich nur Aki Kaurismäki, doch der ist nicht der einzige nennenswerte Regisseur, den dieses Land im Norden Europas hervorgebracht hat. Rauni Mollberg stand mit diesem Film in der Tradition seiner westlichen Nachbarn, dieser Film erinnert in seinem Naturalismus doch ein wenig an Ingmar Bergmanns Sommer mit Monika von 1953, die unverklemmte Freizügigkeit gab ja in der Dekade zuvor dem skandinavischen Film einen in den puritanischen Ländern exportfördernden zweifelhaften Ruf.

Für die Hauptdarstellerin Irma Huntus blieb dies der einzige Film.

[1] Der wirkte noch in ein paar wenigen anderen Filmen als Schauspieler mit, war aber sonst häufig in anderen Funktionen bei Filmproduktionen beschäftigt.

[2] Die IMDB listet für sie 13 Filme und TV-Serien in den 30 Jahren nach der Produktion dieses Filmes auf.

[3] den anderen Teil der Strophe dieses Kommersliedes übernimmt der Hauptdarsteller, wie bereits in den ersten Einstellungen des Filmes mit dem balzenden Birkhahn angedeutet wird.

[4] Und hat nichts mit einem trinkfesten Hofzwerg am Heidelberger Hof zu tun. Perkeo ist einfach ein verballhorntes italienisches "Warum nicht?"


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