(Frankreich 1960)
Für den Regisseur Peter Brook war dies erst der zweite Film, aber als Theaterregisseur war er 1960 schon einer der ganz großen Namen. Als ihm 1958 Marguerite Duras Roman Moderato Cantabile in die Hände fiel, war ihm klar, dass er diesen Stoff verfilmen müsse. Es brauchte etwas Zeit, bis es ihm gelang das nötige Geld aufzutreiben, „(...) Sie küssen und sie schlugen ihn, hast Du abgelehnt, genauso wie Hiroshima mon Amour weil Du das Drehbuch nicht verstanden hat, also lege ich Dir mein Drehbuch nicht vor und du hast einen Hit“ soll er angeblich zu dem Produzenten Raoul Levi gesagt haben, der dann den Film finanziert hat. So ganz hat Brook sein Projekt nicht durchgebracht, denn der eigentlich geplante Hauptdarsteller Richard Burton konnte dann doch nicht, aber für ihn sprang ein junger französischer Schauspieler namens Jean Paul Belmondo ein, der eigentlich in einem Theaterstück auftreten wollte – aber die Bühne musste dann gute zwei Jahrzehnte ohne ihn auskommen. Jeanne Moreau spielte die Hauptrolle einer gelangweilten Mutter die während einer Klavierstunde ihres Sohnes durch einen Mord aus Leidenschaft auf der Straße aus ihrem Phlegma gerissen wird und mit Belmondos Fabrikarbeiter, der etwas (ein paar Meter) näher am Verbrechen dran war, eine Affaire beginnt, die dann aber nach einiger Zeit von ihm abgebrochen wird. Wie bei Antonioni ist es auch hier die Stimmung der Umwelt, welche die Gefühle und Beziehung der beiden Protagonisten erzählt, eine eigentliche Handlung, die über das Reden über das Verbrechen aus Leidenschaft heraus geht, gibt es nicht[1]. Peter Brook, Marguerite Duras und Jeanne Moreau[2] hatten vollständige künstlerische Kontrolle über den Film. Jean Paul Belmondo empfand, wie auch der Kritiker der New York Times, den Film als langweilig, was vielleicht erklärt, warum er während der Dreharbeiten einen Autounfall hatte. In Cannes war der Film für die Goldene Palme nominiert, aber gewonnen hat nur Jeanne Moreau als beste Schauspielerin.
[1] Theoretisch ließe sich ein Vergleich zwischen Jeanne Moreaus Rolle hier und Monica Vittis in Rote Wüste anstellen, aber das würde hier das Format sprengen.
[2] Jeanne Moreau sollte noch bei weiteren Duras-Verfilmungen beteiligt sein.
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