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Streifzüge

Murder at the Vanities

Aktualisiert: 17. Nov. 2020

(USA 1934)

Einer der letzten Filme die die US Leinwände erreichten, bevor der Hayes-Code tatsächlich in Kraft trat, ein Film der sich so absolut gar nicht an die darin aufgestellten Ge- und Verbote halten wollte, Mord, nackte Haut, aufreizende Kostüme, Drogen, Rassenschande und eine lächerliche Polizei. Was erwartet man anderes von einem Whodunit, der Hinter der Bühne während der Premiere einer großen Broadwayrevue spielt? Wie Michael Frayn in seinem bekannten Theaterstück "Der Nackte Wahnsinn" aufgezeigt hat, herrscht dieser tatsächlich (und hier spreche ich aus Erfahrung) regelmäßig hinter der Bühne, ohne dass das Publikum (meistens) etwas davon mitbekommt, wenn jetzt noch ein Mord passiert, wird letzteres etwas schwieriger.


Der Film basiert auf einer gleichnamigen großen Broadwayshow aus dem Vorjahr, die der Produzent Earl Carroll für sein eigenes Theater geschrieben und produziert hat. In diesem Jahr war das noble Experiment zur Stärkung des Gangstertums gerade beendet worden, also musste eine andere Droge jetzt illegalisiert werden um die öffentliche Moral zu stärken: Marihuana. Sinnigerweise wird genau während eines Preisliedes auf diese von einem nur spärlich bekleideten[1] Chorusgirl ein Mordopfer über der Bühne entdeckt. Weil der Abendspielleiter ein ungutes Gefühl hatte, war die Polizei bereits vor Ort, die aber nur dachte, das wäre eine Wiedergutmachung für eine verschlampte Kartenreservierung. Eine der Tatverdächtigen wird auf offener Bühne erschossen, als sich Franz Lizt[2] ob einer Verjazzung seiner zweiten Ungarischen Rhapsodie durch Duke Ellington und seinem Orchester an diesem und dem Chorus mit einer Chicagoer Schreibmaschine rächt. Natürlich wird der Fall geklärt, einer der Mörder zwar verhaftet, moralisch aber freigesprochen und alle können am Ende gemeinsam Cocktails zu zweit genießen. Leider verbot der Hayes-Code weniger als zwei Monate nach Premiere weitere interessante Stoffe. Facebook und Apple setzten diese Tradition puritanischen hinterländischen Kulturimperialismus weiter fort.


[1] Wir sind in Hollywood - für Oben-ohne fehlte den Produzenten da damals noch der Mut, wenn man es mit zeitgleichen französischen Filmen vergleicht.

[2] gespielt von Charles Middleton, besser bekannt in seiner Rolle als Ming the Merciless in den Buck Roger Serials. IMDB Link: https://www.imdb.com/title/tt0025529/?ref_=ttmi_tt

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