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Streifzüge

Nacht und Nebel

Aktualisiert: 27. März 2021

(Frankreich 1955)

Was den Holocaust singulär herausstellt, ist nicht die Zahl der Opfer, sondern die industrielle Umsetzung einer Wahnidee auf absolut haltloser pseudowissenschaftlicher Basis mitten in einem angeblich aufgeklärten Land im zentralen Mitteleuropa.

Wie kann man sich diesem Abgrund des Grauens überhaupt filmisch nähern? Man könnte Statistiken zeigen, man könnte die Leichenberge nach der Befreiung der Lager zeigen, oder man könnte einfach nichts zeigen. Zur letzten Lösung tendierte Alain Resnais als man ihn für dieses Projekt zum zehnjährigen Jubiläums der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz zum ersten Male ansprach und er es für filmisch nicht umsetzbar hielt. Erst dem Dichter und ehemaligen Résistancekämpfer Jean Cayrol, der selbst mehrere Jahre im KZ Mauthausen verbringen musste, gelang es Resnais von dem Projekt zu überzeugen. Wir sehen dokumentarische Photos in schwarzweiß, die den Farbbildern des damaligen (1955) Geländes des Lagerkomplexes Auschwitz gegenüber gestellt sind, wir hören Cayrols Text, der für die Deutsche Fassung von Paul Celan ins Deutsche übersetzt worden ist.

In Frankreich der Stein des Anstoßes

Wie es sich für so ein Filmprojekt leider gehört, gab es natürlich auch politische Einflussnahmen, nicht nur erwartbar aus Bonn, wo man bezweifelte, dass dieser Film für den dedizierten französischen Mark geeignet sei, da dort vom einfachen Volk, was sich noch gut an die deutsche Besatzung erinnerte, nicht zwischen Nazis und Deutschen unterschieden werde, aus Berlin, wo man den Text Celans als nicht antifaschistisch genug erachtete, sondern auch aus Paris, wo es bis 1990

Staatsdoktrin war, dass keine Franzosen in die Shoah involviert waren. Mit den Deutschen wurde man relativ bald einig, bloß die zensierte Photographie eines Flicks, der über ein Sammellager schaut, die durfte erst 1990 unzensiert gezeigt werden, aber das ist ja nur ein Fliegenschiss.

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