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  • Streifzüge

Napoleon

Aktualisiert: 14. Dez. 2020

(Frankreich 1927)

Im Dezember vor 214 Jahren verriet ein korsischer Kadett endgültig die Ideale der französischen Revolution, was ihm aber langfristig niemand sonderlich übelnahm, abgesehen von den Angehörigen derer, die in dem von ihm geführten Kriegen ums leben kamen. Beethoven immerhin entwidmete ihm seine Eroika, aber das dürfte Napoleon nicht weiter gestört haben, als er sich selbst die Kaiserkrone am 2. Dezember 1804 aufsetzte. 100 Jahre nach seinem Tod, man hatte gerade ein paar Jahre zuvor den Erdfeind in Kooperation mit dem traditionellen Feind in einem ebenso blutigen Krieg bezwungen, wollte man die alte Herrlichkeit und Größe wiederum loben - mit einem Film über den Aufstieg zum Ersten Konsul der französischen Republik. Abel Gance plante eigentlich eine ganze Reihe an Filmen über Napoleon, aber die Geldmittel reichten nur für den ersten Teil einer Hagiographie, die Mittel benötigte, die man im 20. Jahrhundert eigentlich nur totalitären Systemen zutraut. Dazu kam noch eine Brillianz an technischen Einfällen mit einer entfesselten Kamera, so stellte er die militärische Genialität des blutjungen Kadetten bei einer Schneeballschlacht durch die Sicht des Schneeballs dar. Ebenso innovativ war der Einsatz von drei Kameras nebeneinander die das Bildformat sehr flexibel gestaltete und, das sei nebenbei bemerkt, Cinerama mit all seinen Problemen um ein knappes halbes Jahrhundert vorweg nahm. Wie bei nahezu allen Filmen aus dieser Zeit war auch dieser ein Stummfilm, was sich mittelfristig an der Kinokasse negativ bemerkbar machte. Drei Projektoren, eine übergroße Leinwand und ein Orchester kann sich nun mal nicht jedes Kino leisten. Arthur Honegger und Werner Heymann schrieben jeweils einen Soundtrack für ihre Märkte. Ich selbst sah den Film vor etwa 20 Jahren im Kino, so wie er in der Mehrzahl der Kinos nach 1927 lief, mit Livemusik vom Klavier, vor ein paar Jahren kam eine Restaurierte Fassung für den Heimkinomarkt heraus, und da waren die Szenen, die mit multiplen Kameras inszeniert wurden einfach nur atemberaubend. Der Einmarsch der französischen Armee in Norditalien unterlegt mit dem Finalsatz aus Beethovens Eroika, mit Doppelbelichtung, die seine zukünftigen Siege vorauf beschwört ist großartig, erinnert aber fatal in seiner Ästhetik an Wehrmachtsberichte. IMDB Link : https://www.imdb.com/title/tt0018192/reference

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