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  • Streifzüge

Showboat

Aktualisiert: 16. Dez. 2020

(USA 1936)

Alle sagen Porgy and Bess sei die amerikanische Nationaloper. Nichts gegen Gershwin, aber ich sehe das ein wenig anders. Wenn die deutsche Nationaloper der Freischütz und die italienische Nabuco ist, warum soll man da nicht ein anderes, ziemlich düsteres Stück über Liebe, Angst und die Überwindung von Elend, welches die Abgründe der Amerikanischen Gesellschaft offenlegt, als gleichberechtigte Alternative anbieten. Ja, die Musik ist nur von Jerome Kern, das Buch basiert nur auf einem Bestseller einer amerikanischen Autorin, die in den 20ern sehr populär war, aber das Musiktheater wurde 1936 von einem der besten Regisseure der damaligen Zeit auf die Leinwand gebracht. Alle kennen Nummern daraus, auch wenn manche leider für den Film aus Zeitgründen geschnitten worden sind. Besetzt ist der Film mit Schauspielern, die die Rollen schonmal auf der Bühne gespielt haben - Helen Morgan war bei der Uraufführung dabei, Paul Robeson bei der ersten Produktion in London. Über den Plot muß man nicht viel sagen, man darf ihn eigentlich als bekannt voraussetzen. Schauspielertochter verliebt sich in einen Glücksspieler. Ihr Vater betreibt ein schwimmendes Theater aus dem Mississippi, die Stars des Theaters sind miteinander verheiratet, doch die Ehe ist im Staate Mississippi illegal, da sie schwarze Vorfahren hat[1]. Der Spieler läßt seine Frau mit dem gemeinsamen Kind sitzen, sie geht auf die Bühne und wird, es muß ja ein Happy-End geben, dort sehr erfolgreich. Bei ihrer Abschiedsvorstellung findet sie heraus, dass der Bühnenpförtner ihr Gatte ist.

Um James Whales Regiearbeit zu beschreiben, schildere ich jetzt eine einfache Szene vom Anfang, das Duett „Make Belive“. Sie schaut aus einem Fenster des Schiffes, er geht über die Reede, sie sehen sich gegenseitig und sind sich sympathisch, sie erzählt, dass ihr Vater Theaterbesitzer ist und sie gerne als Schauspielerin auf der Bühne stehen würde, er geht auf ihr Phantasieren ein, und sie beide stellen sich vor, wie es wäre wenn sie als Liebespaar auf der Bühne stehen. Er betritt das Schiff, kommt ihr Balkonszenemäßig immer näher und die Kamera filmt sie vom Boden gegen den leicht bewölkten Himmel. Das Duett endet und ein Gläubiger holt ihn wieder zurück in die harte Realität. Die Kamera ist jetzt ungefähr in ihrer Position und zeigt ihn, die Erde und den Gläubiger. Der Film war ein Remake eines Stummfilmes von 1929, der nur noch in Teilen erhalten ist, MGM entschied nach dem zweiten Weltkrieg, dass es ein Remake produzieren wollte, weswegen es alle Kopien dieses Films aufkaufte damit das Remake von 1951 keine Konkurenz zu fürchten hätte, und es dauerte bis in die 1990er, dass es in den USA möglich wurde, legal an eine gute Kopie heranzukommen.

[1] war da unten bis in die zweite Hälfte des 20. Jhds ein echtes Problem. Der Film brauchte sogar eine Außnahmegenehmigung der Zensurbehörde um dieses Thema überhaupt thematisiern zu dürfen.

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