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Streifzüge

Tag der Freiheit - Unsere Wehrmacht

(Deutschland 1935)

Als 1935 Triumpf des Willens die deutschen Kinos erreichte, beschwerten sich die deutschen Militärs, dass ihr Militär fast überhaupt nicht erwähnt wurde. Das berührte alte Wunden bei allen Beteiligten. 1934 war es das deutsche Militär, das sich von der parteieigenen Privatarmee SA in seiner Existenz bedroht sah, das den Parteichef Hitler dazu brachte, seine Partei von diesen Kräften zu säubern. Also musste auch eine filmische Würdigung der staatlich organisierten Militärischen Kräfte gedreht werden, und natürlich stand die Regisseurin Leni Riefenstahl mit Kamera bei Fuß bereit um ihrem Idol willfahig auch diese Aufgabe zu übernehmen. Bildgewaltig bannte sie die Leistungsschau des Militärs vor den Augen der Reichsparteitagsbesucher sowie eine der in diesem Rahmen gehaltenen Reden auf Zelluloid. In ihren Augen, war das die beste von ihr gefilmte Hitlerrede, die aber auf den meisten heute zugänglichen Kopien fehlt. Bei der Musik ist man ein wenig erstaunt, für die zeigte nämlich Peter Kreuder verantwortlich. Der Film galt bis in die 1970er als verschollen, bevor in sowjetischen und amerikanischen Archiven Kopien entdeckt wurden. Beim Betrachten der Bilder fällt auf, wie konventionell und rückständig das deutsche Militär noch ausgerüstet ist, die Maschinengewehre sind noch die MG 08/15, die Artillerie ist noch mit Pferden bespannt, nur Motorräder ersetzen die leichte Kavallerie[1]. Natürlich werden aber auch modernste Waffen vorgeführt, die sich dann deutlich von den Waffen, die man noch in der Weimarer Republik beschafft hatte, absetzten. Mit diesen Waffen konnte man natürlich die Fesseln des Versailler Vertrages abwerfen, wie die Welt im folge Jahr leidvoll erfahren musste. „Zusehn kann ich nicht“ singt der Oberkellner Leopold im Weißen Rössl, und ähnlich fühlten sich sicher auch viele Menschen, in innerer und wirklicher Emigration, doch der militärische Widerstand schwächte sich durch Blödheit selber. Aber der Film bleibt ein Statement zur frisch wieder eingeführten allgemeinen Wehrpflicht[2] und sehr viele wären sehr zufrieden gewesen, wenn den Oberbefehlshaber einfach so der Schlag getroffen hätte.


[1] Wenn sich jemand wundert, warum in dem Roman der Stählerne Traum der verkrachte Schriftsteller Adolf Hitler in New York seine Helden als Rockergang auf Motorrädern durch seinen Schundroman jagt, das dürfte die Antwort sein.

[2] Nein, der Film lenkt nicht davon ab, dass auf diesem Reichsparteitag auch rassistische judenfeindliche Gesetze beschlossen worden sind, diese Wehrkraftzersetzung wurde im Rassenwahn der Auftraggeber (der Film wurde von der NSDAP produziert) systematisch verdrängt.

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