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  • Streifzüge

Tagebuch einer Kammerzofe

Aktualisiert: 26. Dez. 2020

(Frankreich 1964)

„Was haben Sie gegen Juden?“ fragt die einfache Bedienstete den Oberstallknecht, der auf dem Hof das einfachen Personal und den Betrieb des Landgutes führt, nachdem dieser eine antisemitische Triade gegen die derzeitige Regierung abgelassen hat. „Lieben Sie ihr Vaterland?“ ist seine komplette Antwort und die neue Zofe aus der Stadt sitzt schweigend am Tisch und denkt sich ihren Teil. Sie weiß genau, wo sie hier gelandet ist. Es ist ein relativ ruhiger französischer Landsitz, mit einer frigiden Gattin, ihrem Mann, der sich hauptsächlich um die Jagd, nicht nur auf Wild, kümmert und ihrem Vater, der einen Fußfetisch hat. Und dann gibt es noch einen Nachbarn, der mit dieser Familie im Streit liegt. Buñuel beschreibt alle Personen mit ihren Eigenheiten und legt so die Abgründe hinter den bürgerlichen Fassaden offen ohne seine Sympathien für deren diskreten Charme zu verlieren. Wohlstand und gute Erziehung sind eben Ansteckend.

Wenn man es genau betrachtet, hat er eigentlich am wenigsten Respekt vor den sozialen Aufsteigern, deren Methoden sexueller Manipulation offensichtlich scheitern.

Dem Demonstrationszug am Ende liegt ein Akt der persönlichen Rache zu Grunde; der Chiappe, den die demonstanten hochleben lassen, war verantwortlich, dass sein zweiter Film L'age d'or 1930 in Frankreich verboten worden war, ein Verbot, dass erst gute 50 jahre später aufgehoben wurde. Ja mit der Kirche, da hatte er so seine Probleme.

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