( (UK/Frankreich 1968)
Eigentlich sollte dieser Film ein Beitrag zu den 1968er Filmfestspielen seien, aber diese fielen ja bekanntlich den Ereignissen dieses Jahres zum Opfer. Um den Kommentar des französischen Ministers Jean Frédéric Maurepas Anlässlich eines Seegefechts von 1744 zu adaptieren, Worte auf der einen Seite, Worte auf der anderen, und danach ist die Leinwand genauso weiß wie zuvor, und alle Verleiher konnten je nach lokalen Vorgaben und persönlichem Geschmack den Film umarbeiten. Dieser bekam in den USA einen anderen Titel, der sich noch mehr an Äußerlichkeiten orientierte und trotz einiger Schnitte nur die Freigabe "X". Im Film geht es um eine junge, verheiratete Frau, die auf ihrem Motorrad durch halb Europa fährt, um sich mit ihrem Geliebten zu treffen. Diese Fahrt ist zugleich auch eine Reise durch ihre Erinnerung - Beziehungen, Emotionen - ein schöner Ausklang der Swinging 60s. In Easy Rider ist das Fazit "We blew it" - Wir ham's vermasselt - die amerikanische Selbsterkenntnis angesichts der verfahrenen Lage in Vietnam und den immer noch schwelenden internen Konflikten, in Europa ist es ähnlich, bloß hier überlebt es die Protagonistin nicht, sie fällt einfach einem Verkehrsunfall zum Opfer. Interessant ist hier die Behandlung von Traum und Realität, nicht immer kann eindeutig entschieden werden, ob sie wirklich träumt, Tagträumen hinterher hängt oder ob das auf der Leinwand gezeigte ihr tatsächlich widerfährt, die Bilder jedenfalls sind echte mitteleuropäische Landschaften der späten 1960er, sie zeigen warum Übertragungen von Radrundfahrten auch heute noch populär sind, und das traditionelle öffentlich-rechtliche TV Nachtprogramm vor einem Vierteljahrhundert, als man das Recht am eigenen Bild noch nicht so ernst genommen hat, bevor es der x-ten Wiederholung von Talkshows und Magazinen dem Götzen Quote geopfert worden ist, ebenso meditativ war. Warum bespreche ich diesen Film ? Ich habe mich schon länger gewundert, warum ich von einer Authorin, die ich für ihren trockenen Humor und ihre Einsichten in die weibliche Psyche sehr geschätzt habe, schon länger nichts neues mehr gelesen habe. Ihr literarisches Ich schilderte die Freude am Motorradfahren so, dass ich immer an diesen Film denken mußte. Letzte Woche veröffentlichte sie wieder eine Kurzgeschichte, in ihrem typischen Stil, mit einem typischen Thema, in üblicher Länge. Beim Lesen dachte ich mir, die Exposition hat sie schon besser hinbekommen, aber der Rest war wie immer. Dann folgte ein Nachwort. Sie war Anfang letzten Jahres nach langer Krankheit gestorben, ihr literarischer Nachlasverwalter hat jetzt begonnen, ihre noch unveröffentlichten Texte zu publizieren. IMDB Link: https://www.imdb.com/title/tt0063013/reference
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