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Streifzüge

The Unknown

Aktualisiert: 10. Apr. 2021

(USA 1928)


Lon Chaney gonna get you if you don't watch out


Als 1929 dies in der Filmrevue The Hollywood Revue of 1929 so gesungen wurde, präsentierte man so einen Star, den man zwar unter Vertrag hatte, aber eben mit einem eigenen Tonfilm dem geneigten Publikum sprechend präsentieren wollte, nicht einfach so als Teil einer großen Revue. Bis dahin war er der große stumme Charakterdarsteller, der in Horrorfilmen brillierte. Erich von Stroheim war der Mann, den man liebte um ihn zu hassen, er war der Mann, für den eher ein abgewandeltes Zitat eines römischen Kaisers galt: mögen sie mich fürchten, solange sie mich (auf der Leinwand) lieben.


Als MGM war noch nicht das auf family-values achtende Unternehmen, das es nach 1934 zu werden begann[1], es hatte keine sonderlich großen Probleme damit auch verstörende Filme zu produzieren. Dieser war einer davon, dafür sorgten schon Hauptdarsteller Lon Chaney und Regisseur Tod Browning, und die Hauptdarstellerin Joan Crawford in einem ihrer ersten wirklich großen Film zog mit. Lon Chaney spielt wie immer einen Außenseiter, diesmal einen armlosen Zirkusartisten, der einer der Stars dieses Zirkus ist und sich in eine hübsche Kollegin (Joan Crawford) verliebt hat. Doch auch diese schleppt ein Trauma mit sich herum, sie hat mit ansehen müssen, wie ihre Eltern ermordet worden sind, und hat deswegen Angst vor Männerarmen. Was sie nicht weiß, wohl aber das Filmpublikum, Lon Chaney hat seine Armee nicht verloren, seine Behinderung ist nur eine Tarnung, dass er ungestört seinen kriminellen Geschäften nachgehen kann.

Was kann Liebe aus Männern machen? In diesem Fall bringt sie ihn dazu, dass er sich tatsächlich seine Arme amputieren lässt, nur um dann feststellen zu müssen, dass sich sein Mädel in den Strongman des Zirkus verliebt und ihr Trauma überwunden hat. Chaney und Browning spielen mit dem Exotismus des Settings und zelebrieren den Zusammenbruch des Antihelden und machen trotzdem klar, dass das Grauen noch steigerungsfähig ist.


[1] Der Tod des Produzentenwunderkindes Irving Thalberg 1936 tat ein übriges zu diesem Wandel.

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