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  • Streifzüge

To Be or Not to Be

Aktualisiert: 4. Okt. 2020

(USA 1942)

ein Autogramm vom Führer?

Wiedereinmal ein Lubitsch-Film. Vielleicht der Lubitsch-Film überhaupt, wenn es um seine Bekanntheit geht - nicht umsonst haben seine künstlerischen Erben wie Wilder einen Charakter regelmäßig in ihren eigenen Filmen kopiert[1]. Heute ließt man den Film nur als Kritik an den Nazis und der Selbstbezogenheit gewisser Schauspieler oder anderer Egomanen und pflegt dabei den Kontext und die Allgemeingültigkeit von Lubitschs Beobachtungen zu übersehen. In dem Film geht es um eine Warschauer Schauspielertruppe, deren nächstes Stück, ein Nazi-kritisches Drama, in der Endprobenphase im August 1939 von der polnischen Regierung verboten wird, da diese befürchtet, es könne die deutsche Regierung verärgern. Diese Zensurmaßnahme kam zu spät und war vergeblich, bloß die Kostüme erwiesen sich im Film noch als überaus nützlich, doch damit greifen wir der Aktualität der Beobachtung weit voraus. Der Film beginnt nach einer ganz kurzen schockenden Exposition in einem Verhörzimmer der Gestapo in Berlin, wo ein einfacher zweifelhafter Witz über Kognak, Hering und Käse in seiner Konsequenz bis auf 13 gesteigert wird weil diese ernsthafte Konsequenzen - im Stück, darauf muss man heute schon explizit hinweisen [2] - für einen der beim Verhör eines Kindes anwesenden SS-Offiziere[3] nach sich ziehen könnte, führt diese zur Komik. Das war Lubitschs Erfolgsrezept. Alle Lachen über die ideologisch verblendeten Nazis, die sich plötzlich des Verdachtes einer ideologischen Abweichung nicht anders erwehren können als einfach nur den deutschen Gruß zu zeigen[4]. Leider, und das bestärkt die Notwendigkeit sich mit solchen Themen zu befassen, kann man leider sehr oft bei politischen Diskussionen sehr oft nur ein Schlagwort und eine knappste Einworteinschätzung hören, deren Begründung nicht über das Äquivalent des Deutschen Grußes aus dieser Szene hinausgeht. Und das macht mir Angst.


[1] "Schlemmer" - Lubitsch zitierte sich in seinem letzten Film schon selbst; als die komische Figur, die sich mit weniger kompetenten Vorgesetzten herumschlagen muss, könnte man sie auch im einheimischen Mitarbeiter in der ARD-Comedy Serie Das Institut sehen. [2] Die Notwendigkeit dies explizit erwähnen zu müssen bestätigt die Notwendigkeit, dass die SZ am 19. November 2018 das Essay vom Schulte von Drach veröffentlicht hat, welches mich zum Schreiben dieses Artikels bewegt hat. [3] wenn jetzt noch FB SS-Runen anbieten würde, bekäme ich langsam wirklich Angst. Eine entsprechende Schreibmaschine habe ich tatsächlich mal auf einem Flohmarkt verschämt herumstehen sehen. [4] Ich gebe zu, den auch schon gezeigt zu haben, beim demonstrieren der Pointe dieser Szene.


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