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  • Streifzüge

Trans-Europ-Express

(Frankreich 1966)

Was braucht man für einen Film? Diese Frage versucht dieser Film eines Autors zu beantworten. Jean-Luc Godard ging davon aus, dass ein Mann, eine Frau und eine Pistole ausreichend sind, Andre Robbe-Grillet sah dies ein wenig anders. Ja, ein Mann und eine Frau[1] waren ausreichend, aber Stories, die aus den Schlagzeilen stammen, seien einfach langweilig. Eine Handlung ist für einen Kreativen nur zum dekonstruieren da und deswegen löst sich dieser in inkohärente Vignetten auf, deren Motivation sich wie beim Entwickeln eines Romans ständig ändert, nur um dennoch über die Szenen, die der Autor ausspielen will, dann doch zu irgendeinem Ziel zu führen. Vielleicht ist Jean-Louis Trintignant der angehende Rauschgift- oder Diamantenschmuggler Elias, vielleicht auch nur ein Schauspieler, der den Schauspieler Trintignant spielt oder vielleicht sogar er selbst. Vielleicht ist Marie-France Pisier sie selbst, oder doch ein Mitglied der Schmugglerbande oder doch eine dort eingeschleuste Polizistin, die den Namen Eva führt. Klar wird dies nicht, da sich die bei Elias im TEE-Abteil[2] mitreisenden Menschen als Filmregisseur (Andre Robbe-Grillet) und Drehbuchautor samt Sekretärin (Catherine Robbe-Grillet) entpuppen die dann doch kräftigen Einfluss auf die Filmhandlung nehmen. Kontaktpersonen erscheinen nicht, sind dann aber doch irgendwie wieder da, ein bisschen Bondage findet statt, oder endet tödlich, nur dass dann die Tote in einem Nachtclub wieder in einer fetischinspierten Nummer – Robbe-Grillet gehörte zu dieser Szene – auf der Bühne auftritt. Nicht der Plot ist wichtig, sondern das Werk und seine Stimmung. JLG nahm von diesem Film ein paar Denkanstöße mit – oder war das andersrum?

[1] Wie der gleichnamige Film von Claude Lelouch, ebenfalls mit Jean-Louis Trintignant von 1966 bewies.

[2] Vor den EuroCitys hießen die intereuropäischen Fernschnellzüge Trans-Europ-Express.


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