(Frankreich 1974)
Manche Filme sind böse, sie brechen die Erwartungen des Publikums. Manchmal nehmen Schauspieler mit voller Absicht bestimmte Rollen an, um sich als Mensch und Schauspieler neu zu orientieren. Allerdings sollte man die Trägheit der Masse nie unterschätzen.
Romy Schneider war in Deutschland in den 1950ern als Kaiserin Sissi in den gleichnamigen Filmen zum Superstar geworden und wie diese mit dieser Rolle auf Dauer höchst unzufrieden. Was immer sie vor der Kamera spielte, was immer sie im Privatleben tat, es wurde immer mit der Rolle der österreichischen Kaiserin verglichen. „Also Sissi hätte das nicht getan.“, dieser Kommentar hing immer in der Luft, auch sie konnte dem k.u.k Hofzeremoniell nicht entkommen. Zu ihrem Glück sprach sie perfekt französisch und wurde in Frankreich als Schauspielerin hochgeschätzt und verlegte deswegen auch ihren Lebensmittelpunkt nach Frankreich und war in vielen französischen Produktionen in Hauptrollen beschäftigt. Trotzdem konnte sie dem Fluch ihres ersten großen Erfolges nie so ganz entkommen. Und da kam ihr das Projekt für den ersten Langfilm des Regisseurs Francis Girod gerade recht.
Es ging um einen französischen Anwalt der sich eine neuartige Betrugsmasche ausgedacht hat, nach dem ersten Weltkrieg betrog er zusammen mit seiner deutschen Geliebten und deren Schwester Lebensversicherungsgesellschaften, in dem er reichen alten Männern falsche Gesundheitszeugnisse ausstellte, sie an seine Geliebte bzw. ihre Schwester verheiratete und dann diese deren Lebensversicherungen kassieren und sich davon einen Anteil auszahlen ließ. Der Film ist ein drastisches Vergnügen, ähnlich dem großen Fressen. Michel Piccoli, Romy Schneider und Mascha Gonska, die die ursprünglich für Uschi Glas geplante Rolle übernahm, hatten sichtbar ihren Spaß mit dieser Farce. Im echten Leben verlor der hochdekorierte und -geachtete Anwalt seinen Kopf, aber das kann man in einer Komödie, wo schon Leichen in konzentrierter Schwefelsäure aufgelöst werden, dann doch nicht zeigen.
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