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  • Streifzüge

Wenn Ich eine Million hätte

(USA 1932)

Einzelne kurze Episoden zu einem kohärenten Film zusammenzustellen ist nicht sonderlich schwer, aber wenn dann viele Regisseure beteiligt sind, kann das Endprodukt leicht, viele Köche verderben bekanntlich den Brei, unausgewogen sein. Letzteres ist hier leider ein wenig der Fall. Paramount galt ja als „crazy company“, das etwas verrückte Studio, weil dort eigentlich alle großen Comedy Spezialisten saßen, und so nimmt es unschwer Wunder, dass diese hier auch beteiligt waren, von Lubitsch bis zu W.C. Fields. Aber nicht alle Namen, es gibt, darauf Wette ich, genügend Menschen, die auch diese Namen nachschlagen müssen, können heute noch etwas mit Jack Oakie und Gene Raymond anfangen. Das Thema dieses Filmes war überraschendes Geld und was der plötzliche Reichtum so mit Menschen anstellt.

Eine Million Dollar waren 1930 während der Weltwirtschaftskrise extrem viel Geld, das Empire State Building kostete damals knappe 41 Million Dollar, der damals neuste im Bau befindliche Flugzeugträger, die USS Ranger[1] 15,2 Millionen, aber hier will ein Großindustrieller sein Geld nicht der in seinen Augen nichtsnutzigen Verwandtschaft hinterlassen sondern schlägt einfach das Telephonbuch[2] auf. Dass der erste Eintrag Rockefeller natürlich ignoriert wird, ist als kleiner zeitgemäßer Gag 100% nachvollziehbar. Wie gesagt, es zünden nicht alle Episoden, in Erinnerung blieben mir Gene Raymond als Todeskandidat im Gefängnis, dem auch das Geld nicht das Leben rettet, aber wohl seinem Kind die Ausbildung finanziert, eine Episode, die James Cruze inszenierte, und natürlich Ernst Lubitsch, der den kleinen frustrierten Angestellten Charles Laughton realisieren lässt, was sich mit einer Million machen lässt – einfach seinem Boss mal die Meinung sagen und kündigen. Und Lubitsch weiß natürlich, wie man so etwas inszeniert, über Treppen und Vorzimmer marschiert der in das Büro des Chefs, nur um ihm persönlich je nach Schnittfassung, man muss ja auf die einzelne Märkte Rücksicht nehmen entweder die Zunge oder den Mittelfinger zu zeigen.

Andere Empfänger können mit ihrem Glück nichts Anfangen, ein Scheckbetrüger (George Raft) traut sich nicht den Scheck einzulösen und tauscht ihn für ein Bett in einem Obdachlosenasyl für 10 Cent ein, und der, dem er den Scheck gegeben hat, zündet sich mit ihm eine Zigarette an, W.C. Fields, dem man gerade das Auto seiner Freundin (Alison Skipworth) zusammengefahren hat, kauft sich einfach ein neues, und als das ohne sein Verschulden wieder verunfallt, einfach noch ein paar mehr um zusammen mit ihr gefährliche Fahrer aus dem Verkehr zu ziehen. Soldat Gary Cooper landet mal wieder mit seinen Kumpels Jack Oakie und Roscoe Karns im Arrest, nur um sich da dann von seinem neuem Chauffeur abholen zu lassen, aber der emotionale Höhepunkt ist die Straßendirne (Wynne Gibson) die endlich allein ohne Kunden und Zeitdruck in einem wirklich gutem Bett schlafen kann.


[1] Und war ein Fehlschlag, zu langsam und zu klein, weswegen man sie im 2. Weltkrieg nur auf die Deutschen und Italiener loslassen konnte.

[2] Ein Grund, seinen Eintrag darinnen nicht zu löschen. Es gibt aber genügend Gründe die für eine Löschung sprechen, wobei ich allerdings bei heutigen Callcentern schon vermute, dass da die Nummern einfach durchprobiert werden.

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