(Frankreich 1960)
Manchmal ist ein Film eine totale Überraschung. Der Erstling dieses Regiseurs, brachte ihm mit einer Co-Regie einen Oscar für den besten Dokumentarfilm, sein nächster künstlerische Anerkennung und einen Kassenerfolg, sein folgender weiteren Erfolg und einen handfesten Skandal. Jetzt hatte er, er war finanziell eh schon unabhängig, absolut freie Wahl über das Sujet seines nächsten Filmes, und er entschied sich zur Verfilmung eines populären Romans voll mit Sprachspielereien [1], die eigentlich kaum auf die Leinwand zu übertragen sind. Louis Malle gelang es trotzdem, die Geschichte der kleinen vorlauten Zazie, die von ihrer Mutter bei ihrem Bruder geparkt wird, während sie sich mit ihrem Geliebten in Paris vergnügt. Doch der große Traum der Kleinen scheitert, die Metro wird bestreikt, weswegen sie mit ihrem Onkel als Fremdenführer vorlieb nehen muss. Der aber hat auch seine kleinen Geheimnisse, und ist auch das Objekt sexueller Begierden. Eine gewisse Frau kann er während des Großteils der Handlung nicht abschütteln. Doch er ist nicht der einzige mit solchen Problemen, auch Zazie wird von einer äußerst zwielichtigen Person nachgestellt, der sie sich nur mit den klassischen Methoden des Kintopps erwehren kann. Dessen Motivation versteht sie, aber nebenbei, während sich die Bedeutung touristischer Attraktionen nach bedarf wandeln, beschäftigt sie eigentlich die Frage, was denn das sei, ein Transvestit. Natürlich war der Film mit derartigen Thematiken in Deutschland nur mit Schnittauflagen freigegeben.
[1] eine neue Übersetzung ist jetzt neu auf dem Markt erschienen und wurde erst in den letzten Monaten begeistert im Literarischen Quartett besprochen. Ich kenne nur die alte Übersetzung aus den 1960ern und habe auch diese trotz ihrer bekannten Einschränkungen (Adenauerzeit eben) genossen.
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