(DDR 1964)
Was muss man tun, damit das Land im Volke bleibt? Das Politbüro entschied, dass der faschistische Westen einfach nur schlecht genug dargestellt werden müsse, um etwaige Fluchtanreize erfolgreich zu unterdrücken. Einsperren und Zwangsbeglückung allein waren da nicht ausreichend. Natürlich war nicht alles Gold, was im Westen glänzte, aber die meisten der Menschen die in den Westen rübergemacht hatten, kamen mit der sozialen Marktwirtschaft zurecht, aber eben nicht alle. Die, die zurückkehrten fanden sich in Lagern wieder, wo sie ob ihrer Entscheidung befragt wurden. Dieser Kurzfilm nimmt sich eines einzelnen Falles an, um an ihm die Verwerflichkeit des westlichen Way of Life zu demonstrieren. Alkoholismus ist der Aufhänger für dieses Verhör im Kasernenhofstil, das dann aber mit ein paar Photos und Tagebuchnotizen dann doch ein wenig höflicher wurde[1]. Ein wenig Gehirnwäsche schadet nie, wenn man folgsame Subjekte im Land haben will, die sich mit dem Staat identifizieren wollen. Die Bestechung hat nicht funktioniert, wie man in den 1980ern feststellen musste. Kritische Geister dürften sich nach diesem Film eher gefragt haben, ob sie im Falle einer gelungenen Flucht sich so etwas wirklich nocheinmal antun sollten. Walter Heynowski galt als einer der fähigsten Dokumentarfilmer der DEFA.
[1] Bei weitem Höflicher als beim polnischen Geheimdienst eine Dekade zu vor, allerdings brauchte man in diesem Fall Geständnisse für den nächsten Schauprozess: Das Verhör.
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