(USA 1985)
Vorneweg, Milos Forman ist nicht schuld daran, dass die Welt Antonio Salieri für einen ruchlosen Giftmörder hält, der sich nicht damit abfinden konnte, dass er immer im Schatten der Genialität Wolfgang Amadeus Mozart die zweite Geige spielte. Die Schuld daran hat der russische Dichter Alexander Puschkin und der Komponist Rimski-Korsakov[1], der Puschkins Theaterstück 1893 als Oper auf die Bühne brachte. Milos Forman nahm sich nur einer Neufassung dieser Legende für die Bühne von Peter Shaffer an und setzte sie kongenial wie einen Leni Riefenstahlfilm auf die Leinwand. Das, was wir hier als Publikum sehen, hat nichts mit der Realität zu tun. Wer Mozart wirklich kennenlernen will, lese seine Partituren und seine Korrespondenz. Wem das zu umständlich ist, kann natürlich auch die Biographie von Wolfgang Hildesheimer lesen. Nichts desto Trotz hat Milos Forman einen wunderschönen Film gedreht, in dem F. Murray Abraham den von Neid und Minderwertigkeitskomplexen geplagten Salieri neben dem von genialischer Energie berstenden Wolfgang Amadeus Mozart (Tom Hulce) spielt. Wen die Götter lieben, der kann sich vieles erlauben, und so nimmt man es auch als deutschsprachiges Publikum nicht übel, dass die Operntexte aus Rücksicht für das englischsprachige Publikum[2] auf Englisch gesungen werden, die Musik wurde von Sir Neville Marriner und seiner Academy of St. Martin in the Fields, den Spezialisten für historische Aufführungspraxis eingespielt. Und ja, das Finale des dritten Aktes aus der Hochzeit des Figaro läuft gute 20 Minuten durch, ohne Unterbrechung durch Rezitative.
[1] Warum habe ich da eine Textzeile aus dem Film Yellow Submarine im Ohr?
[2] Man denke nur an die hier bereits besprochene Zauberflöte von Kennth Brannagh.
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