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Streifzüge

Blow-Up

Aktualisiert: 29. Aug. 2021

(Italien/UK/USA 1966)

Wie nehmen wir die Wirklichkeit wahr? Diese Frage stellt uns Michelangelo Antonioni in diesem Film über einen Photographen in London während der Swinging Sixties. David Hemmings spielt diesen Photographen, der immer auf der Suche nach dem perfekten Bild ist, und dem es erst mal egal ist, ob er die Requisite nun doch wirklich braucht, wenn er sich in ihren Besitz gebracht hat.

Bei einem kurzen inspirierenden Spaziergang in einem öffentlichem Park, während er zwei Models in seinem Studio hat, photographiert er eine Frau (Vanessa Redgrave[1]) in einem privatem Moment, die nicht sonderlich erfreut über diese Handlung ist, als diese dann die Filmrolle haben möchte und dabei etwas penetranter in der Wahl ihrer Preisangebote wird, wird er stutzig und vermutet ein schmutziges Geheimnis. Blow-up heißt nicht nur etwas in die Luft zu jagen, wie er es in seinem ersten amerikanischen Film Zabriskie Point am Ende zelebriert sondern auch „vergrößern“. Und wenn man Bilder vergrößert, dann stößt man irgendwann an die Grenzen des Materials und man nimmt nur noch die Pixel wahr und das Abbild löst sich im Rauschen auf. Er meint, er könne da eine Leiche im Gestrüpp auf einem vergrößerten Abzug ausmachen, doch er findet dort im Park keine (mehr?) liegen, und als er in sein Studio zurückkehrt, sind die Abzüge und Filme verschwunden. Bei seinem nächstem Besuch im Park, sieht er Pantomimen ohne Schläger Tennis spielen, steigt spaßeshalber in das Spiel mit ein, doch plötzlich hört er den Ball aufschlagen.

Der Film war auch für Antonioni etwas neues, es ging nicht mehr um die Beziehung zwischen Menschen, auch wenn sich durchaus eine logische Fortsetzung des Hauptprotagonisten David Hemmings zum distanzierten Alain Delon aus L'ecclisse feststellen lässt. Ursprünglich wollte er Sean Connery in der Hauptrolle. Dass der Film in London spielte, war Antonioni egal, ihm kam es mehr auf die Stimmung und das Gefühl an, wozu er sehr exakte Recherchen in Clubs und Photostudios betrieben hatte. Um dem Abbild der Realität die für ihn wahre Stimmung zu geben, half er mit grüner Farbe auf dem echten Gras nach, David Hemmings Photograph lässt sich in Arbeitsweise und Haltung als Kopie eines echten Starphotographen identifizieren, eines seiner Modelle, Veruschka, ist ein wirkliches Top-Modell der Zeit und die Band, die am Anfang in einem der Clubs spielt war ein damalige Spitzenband aus den Charts, die aber sinnigerweise im Verhalten eine andere Band kopierte. Auch mit der Produktion des Films war nicht so ganz klar, was für ein Film es war, produziert von einer amerikanischen Firma, gedreht in England mit britischen Schauspielern und einem italienischem Regisseur, brachte dieser Film in den USA das alte Production-Code-System zum Einsturz. Nackte Frauen neben einem bekleidetem Mann waren zuviel für den Puritanismus, der ja auch lange im Vereinigtem Königreich herrschte, wie man so schön in Mrs. Henderson Presents sehen kann.

[1] als ausgebildete Tänzerin konnte sie perfekt die Körperhaltungen, die Antonioni zum Erzählen seiner Geschichte durch die Einstellungen benötigte, einnehmen.

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