(Deutschland 1935)
Wenn am einen Industriefilm bestellt, dann will man auch einen bekommen, doch das was der Kameramann Wilhelm Zielke der Deutschen Reichsbahn 1935 für das 100. Jubiläum der Eisenbahn in Deutschland ablieferte, fand beim Reichsbahngeneraldirektor Julius Dorpmüller keine Gnade. Dem war nicht nach experimenteller Filmkunst im Stile eines Walter Ruttmann (Berlin, Symphonie einer Großstadt) oder eines Dsiga Vertov (Der Mann mit der Kamera) auch wenn hier der einfache deutsche Arbeiter dem an einem Bertriebspraktium Ingieursstudenten (Aribert Mog) begegnet und der über ein paar Bier und der gemeinsamen Arbeit die Geschichte der Eisenbahn (in teilweise frei erfunden) Episoden erzählt. Dass in diesem Film, Bild Schnitt und die Musik eines Peter Kreuder wunderbar zusammenkommen, nützte zwar dem Ansehen Zielkes bei seinen Kollegen, war aber, da die Episoden hauptsächlich nicht deutsche Erfinder betraf, trotz der Umsetzung nationalsozialistische Ideale der klassenüberschreitenden Volksgemeinschaft nicht für propagandistische Zwecke zu gebrauchen und der Film wurde verboten und nur als technisches Beispiel für Propagandakompanien verwendet. Da sich Leni Riefenstahl persönlich für den Film erfolglos bei Dr. Goebbels einsetzte und eine Kopie in ihrem Besitz den Zweiten Weltkrieg überlebte, eine andere Kopie landete irgendwie noch in der Cinemathek Francaise, konnte in den 1950ern eine stark gekürzte Fassung in der Bundesrepublik Deutschland gezeigt werden, bis die längere Fassung aus Frankreich in den 1980ern dann auch in Deutschland – in einer einzigen Szene begrüßen sich die Beteiligten mit einem saloppen deutschem Gruß, ein klassischer Grund für einen Schnitt. Für den Eisenbahnfreund gibt es klassischen Rangierbetrieb auf einem Rangiergleis, sowie eine Treibstangen-, bzw. Führerstandmitfahrt auf einer 18.5, der letzten Länderbahnlokomotive, die zu Reichsbahnzeiten immer noch in Großserie gefertigt wurde und bei der Deutschen Bundesbahn nur ein paar Jahre vor ihrem Einheitslokomotivennachfolger, der 03, außer dienst gestellt wurde. Das Modell der Puffing Billy, das im Film verwendet wurde, steht jetzt im Deutschen Museum München.
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