top of page
Streifzüge

Der Fan

(BRD 1982)

Ein Teenager schwärmt für einen Rockstar, reißt von zu Hause aus um ihrem Idol nahe zu sein, schafft es tatsächlich seine Aufmerksamkeit zu erringen, schläft mit ihm und, da sie für ihn nur ein One-night-stand unter vielen gewesen ist, bringt ihn um. So lässt sich dieser Film kurz und knapp zusammenfassen. Für den Rgisseuer Eckhardt Schmidt, eigentlich einen Filmkritiker der Süddeutschen Zeitung, war dies der erste erfolgreiche Langfilm, der gleich zu einem medienwirksamen Skandal wurde. Die Handlung ist simpel, eine pubertierende 17jährige (Desiree Nosbusch) reißt von zu Hause aus, da ihre bildungsbürgerlichen Eltern es nicht erlauben, dass sie zu einem TV-Auftritt ihres Lieblingsmusikers R (Bodo Staiger[1]) fährt statt sich um ihre schulische Bildung zu kümmern. An dem Veranstaltungsort fällt sie in Ohnmacht und erregt so tatsächlich die Aufmerksamkeit des Musikers, der sie liebend gerne in seine Liste der Eroberungen einträgt. Am nächstem Morgen aber muss sie feststellen, dass sie definitiv nicht in seiner weiteren Planung vorkommt, was sie jedoch schnell korrigiert, mit einer für ihn tödlicher Konsequenz, die an bestimmte italienische Horrorfilme erinnert[2]. Ob sie wirklich ohne größere Konsequenzen davon kommt, bleibt letzlich offen.

Fan sein heißt auch immer etwas fanatisch zu betreiben und es ist nur ein kleiner Schritt vom Fan zum Selbstmordattentäter mit Sprengstoffgürtel, das wird leider zu oft vergessen, und ähnlich schnell wie man es sich mit Fans verscherzen kann, kann man auch einen Skandal auslösen. Hier war es nur eine etwas ungewohnte Besetzung und eine wohl gezielte Indiskretion gegenüber einer Illustrierten. Das Mädchen wurde von der jungen Desiree Nosbusch gespielt und die Sexszene mit Bodo Staiger war explizit genug, dass sie in Britischen Kopien beschnitten wurde. Einer TV-Moderatorin beim ZDF, die noch nicht volljährig war, konnte die öffentliche Meinung so etwas nicht durchgehen lassen. Geschadet hat es ihr trotzdem nicht, damals gab es noch keine True Crime Serien im deutschen Fernsehen, Aktenzeichen XY ... ungelöst war neben den Nachrichten das einzige, wo derartige Realitäten dem Bürger mundgerecht serviert wurden. Vielleicht lag es aber auch daran, dass der Film von 1983 bis 2003 in Deutschland indiziert und somit aus den Augen der Öffentlichkeit verschwunden war, er wurde eher als Horrorfilm als als Sittenbild und Kulturkritik wahrgenommen. Dass mehr als eine Szene von der Farbgestaltung Ähnlichkeiten mit Paul Schraders Die Katzenmenschen aufweißt, dürfte aber Zufall sein[3]. Eckhardt Schmidt hatte durch seine Arbeit bei der Süddeutschen Zeitung entsprechend gute Verbindungen ins Musikgeschäft, dass es für ihn als Regisseur kein Problem war, die Mitarbeit von Leuten wie Joachim und Thomas Fuchsberger zu erhalten, die Musik stammte von Bodo Staigers Band Rheingold und ist auch heute noch gut hörbar.

[1] Er war ein Musiker aus dem Umfeld der Band Kraftwerk, und dies war sein einziger Einsatz als Schauspieler.

[2] Und natürlich auch an Delikatessen.

[3] Das Frauenbild in beiden Filmen aber gäbe Anlass zu einem wissenschaftlichen Vergleich.

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Comments


bottom of page