(Deutschland 1932)
„Kameraden von Rotfront und Reaktion erschossen marschieren im Geiste mit.“[1]
so hat Dr. Goebbels das Schlußbild gesehen und war begeistert. Doch es war nicht Rotfront und Reaktion gegen die sich die Geister der Gefallenen erhoben, sondern die Soldaten des Erbfeindes, die in Folge der Revolutionskriege eine gewaltsame Neuordnung Europas erzwungen hatten und so einen deutschen Bruderstamm auf den anderen hetzten. Eine Folge war die vorübergehende Wiedereingliederung Tirols in das von Napoleons Gnaden neuentstandene Königreich Bayern. Eigentlich wäre das den Tirolern egal gewesen, ob sie nun von Wien oder von München aus regiert worden wären, hätte man ihnen ihr altes Freiheitsrecht gelassen, wonach sie nur zur Verteidigung ihrer eigenen Grafschaft und nicht für den allgemeinen Militärdienst überall in den weitgespannten Besitzungen des neuen starken Mannes in Europa verpflichtet gewesen wären. Doch Bayern unter seinem frischgekröntem König hatte einen sehr reformfreudigen ersten Minister[2], der solche Sonderrechte in einem Zentralstaat nicht dulden konnte. Es kam zu einem Aufstand, der erst in drei Schlachten niedergerungen werden konnte und erst dem bayrischen Kronprinzen, dem späteren König Ludwig I, gelang es unter Einsatz seines Lebens[3] den neuen Landesteil[4] zu befrieden, bis er dann im Zuge des Wiener Kongresses wieder an das Haus Habsburg zurückgegeben wurde, ohne dass die Befreiung vom außertirolischem Militärdienst wieder in kraftgesetzt wurde. Womit wir wieder bei Dr. Goebbels angekommen wären. Die beiden Filmemacher, die zusammen diesen Film geschaffen haben, gerieten relativ schnell in die Schusslinie der Nazis, Curtis Bernhardt galt als Jude und zog es deswegen bereits im Jahre 1933 vor, Deutschland zu verlassen und emigrierte nach Hollywood, wo er seine Regiekarriere erst 1940 fortsetzen konnte, Luis Trenker war Südtiroler, für ihn war seine Heimat seit 1919 fremd besetzt und er musste sich mit einer Italianisierungspolitik herumschlagen, die er in diesem Film auch unterschwellig kritisierte. Als sich dann der Duce und der Führer auch bei der Südtirolfrage einigten, und es klar wurde, dass es kein-Heim-ins-Reich für Südtirol, sondern nur für Südtiroler, die die Krim kolonisieren sollten, geben würde, entschied er sich erst einmal für seine Berge und machte Italien zu seiner Heimat, was man in Berlin als sehr negativ empfand.
[1] Textzeile aus der Parteihymne der NSDAP (von 1933 bis 1945 auch Teil der deutschen Nationalhymne)
[2] Graf Montgelas, dem Vater des modernen Bayerns, dem man erst vor wenigen Jahren ein seiner Bedeutung entsprechendes Denkmal am Promenadenplatz in München aufgestellt hat. König Maximilian I. hat ihn 1817 auf drängen des Kronprinzen dann entlassen.
[3] Napoleon wollte ihn wegen seiner antifranzösischen Haltung und Sympathisantentum mit den Aufständischen wegen Hochverrats vor Gericht stellen lassen. Hochverräter pflegten vor dem Erschießungskommando zu enden.
[4] 900 Jahre zuvor reichte Baiern bis zur Adria, aber 1156 wurde die Ostmark den Babenbergern als eigenes Herzogtum zugeteilt. Tirol blieb als Manövriermasse der Politik Spielball zwischen beiden Herzogtümern und gehörte mal zu Baiern, dann wieder Österreich. So neu war es also gar nicht.
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