(Frankreich 1955)
Der alte Abel Gance erzählt uns eine Geschichte – gut, es ist nicht seine, eigentlich stammt sie von Victor Hugo - und die nimmt uns mit ins Mittelalter, oder das, was man sich seit der Romantik darunter vorstellt, und irgendwie ist der Film dann doch ein wenig aus der Zeit gefallen. Man könnte meinen, es wäre ein alter Mantel und Degen Film, in dem Errol Flynn sich durch die Pariser Schenken kämpft, um seine holde Maid aus irgendeiner misslichen Lage zu helfen, doch es ist der Held (Pierre Brasseur), der sich durch solche Handlungen nichtsahnend in eine tödliche Gefahr begibt. Die Waschweiber singen der ersten sichtbaren Leiche ein Lied und schreiben sie einer Wassernixe zu, doch die Erklärung hinter dieser Mordserie der letzten Monate ist viel simpler, die Königin (Silvana Pampanini) amüsiert sich, weil ihre Gatte nicht greifbar ist, und der sollte von ihrem nächtlichen Vergnügen natürlich auch nichts wissen. Eigentlich wäre das ein Stoff für Walerian Borowzcyk und seine Unmoralischen Geschichten gewesen, doch der fand die ungarische Gräfin dann doch noch interessanter.
Nicht desto Trotz Rufmord bleibt Rufmord, egal ob er von einem russischem Autor, wie bei Salierei oder wie hier von Dumas, literarisch verübt wird. Was ist nun der Hintergrund dieser Schauergeschichte um die als Ehebrecherin verdammte französische Königin Margarete von Burgund, die Enkelin des französischen Königs Ludwig des IX. die 1305 den damaligen Kronprinzen des Königreiches Navarra und Sohn des französischen Königs Phillipp IV. [1] heiratete. Dessen Tochter Isabella von England habe Margarete und ihre zwei Schwestern angeblich inflagranti mit zwei Rittern erwischt. Phllipp IV. jedenfalls verstarb während sie im Gefängnis saß (die beiden Ritter wurden nach Geständnis unter Folter hingerichtet) und ihr Mann wurde als Ludwig X. König von Frankreich. Sein Haus, die Kapetinger, sollte dies nicht lange überleben, da sein einziger nach seinem Tod geborener Sohn Johann I. auch nur vier Tage alt wurde, sowie so langsam der jüngeren Generation die Männer ausgingen und der 100 Jährige Krieg zwischen Frankreich und England aufzog, weswegen man, um die Krise noch zu verschärfen, man schnell noch Frauen von der Thronfolge ausschloss [2].
Am Ende des Films ist der Held, der es zwischenzeitlich bis zum Premierminister gebracht hat, auf der Flucht und die Königin ist von einem über 20 Jahre zuvor von ihr beauftragten Verbrechen eingeholt und in den Wahnsinn getrieben. Die alten Griechen (und Adenauer [3]) hatten Recht behalten.
[1] Der, der 1307 den Templerorden zur Sanierung der Staatsfinanzen als Homosexuelle und Götzendiener in Frankreich verbieten ließ. Womit wir wieder beim Thema „Rufmord“ währen.
[2] Offiziell stand auch in England bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts auf Ehebruch mit der Königin die Todesstrafe – was die Reaktion um die Beziehung zwischen Edward VIII. und der geschieden Wallis Simpson verständlicher macht.
[3] Wobei Adenauer mit seiner Persunalunion als Kanzler und Außenminister garantiert nicht an einen Loriot-Film gedacht hat.
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