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  • Streifzüge

Der Zug

Aktualisiert: 23. Aug. 2021

(USA 1964)

Zwei Menschen wollen eigentlich das gleiche und bekämpfen sich über das Wie bis aufs Messer. Beiden sind Menschleben egal, bei dem einen gehört das Töten sogar explizit zum Beruf, der andere folgt im normalen Leben Regeln, die mit Blut geschrieben worden sind, um Schmerz und Leid zu vermeiden. Aber in diesem Fall geht es um etwas vermeintlich wichtigeres, etwas was dem Krieg zum Opfer fallen könnte, das kulturelle Erbe Frankreichs, was nicht zerstört werden darf, entweder von einer blinden Soldateska oder von einer herostratischen Politikerkaste. Der Film steht in der Tradition der Filme über die Résistance wie Armee im Schatten und des klassischen Caper-Films wie Riffiffi, aber vor allem auch im Schatten eines semidokumentarischen Filmklassiker Der Schienenschlacht. Eigentlich will sich der Eisenbahner Paul Labiche (Burt Lancaster) aus dem Krieg heraushalten, er weiß wie wichtig die Infrastruktur für ein modernes Land ist, deswegen ist er nicht sonderlich erfreut, dass seine Kontakte zur Résistance wollen, dass er einen Zug, vollgestopft mit französischer Kunst, nicht über den Rhein abgefahren wird. Sie befürchten, die Kunstwerke könnten von den Nazis zerstört werden. Oberst von Waldheim (Paul Scofield) hegt ähnliche Befürchtungen. Paris steht kurz vor dem Fall, er weiß, was die eigene Politische Führung plant und er ahnt, was der einfache GI für die europäische Kunst empfindet. Eigentlich hätte er gleich mit den Kontakten der Résistance direkt verhandeln sollen, dann hätten eine Menge an Menschen die nächsten Tage überlebt. Am Ende hält der Oberst ein flammendes Plädoyer über den wahren Kunstbesitz inmitten eines verunglückten Zuges und wird ob der vielen Toten von Labiche erschossen. Der Film, der binnen der ersten Drehtage Regisseur und Ausrichtung gewechselt[1] hat, kann und will sich nicht entscheiden, wer bei diesem Streit wirklich als Sieger vom Platz ging. In Erinnerung bleiben die Schauspielerischen Leistungen von Burt Lancaster, Paul Scofield, Michel Simon, Jeanne Moreau und Wolfgang Preiss und die Pyrotechnischen Effekte eines Lee Zavitz, der ein echtes Ausbesserungswerk der SNCF[2] in einem Bombenangriff in Trümmer legte.

[1] Das erste Konzept Artur Penns erschien den Produzenten nicht actionlastig genug, Burt Lancaster befürchtete einen weiteren Kassenflop wie den Leopard, und so wurde John Frankenheimer beauftragt, der dann auch noch am Drehbuch feilen ließ.

[2] Eine Erweiterung war schon länger geplant, es fehlte nur die Finanzierung. Und die kam von der Filmgesellschaft.

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