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Streifzüge

Die Nacht

(Italien 1961)

Eine Liebe endet. Man kann diesen Film als logische Fortsetzung seines Vorgängers Die mit der Liebe spielen betrachten, Antonioni griff ja auch wieder auf ein Drehbuch von Tonino Guerra zurück, doch Giovanni (Marcello Mastroianni) und Guilia (Jeanne Moreau) Pontano sind nicht Garielli Ferzetti und Monica Vitti Figuren aus dem vorhergehendem Film[1], auch ist ihr Background im Film ein völlig anderer. Dennoch ist auch in diesem Fall das Umfeld, in dem die Handlung stattfindet identisch. War es im vorigen Monica Vitti, die als Außenseiterin in die höchsten Schichten der Gesellschaft verschlagen worden war, so ist es diesmal der Intellektuelle Giovanni der nach einem Abschiedsbesuch bei seinem im Krankenhaus an Krebs sterbenden Freund Tommaso (Bernhard Wicki) doch noch eine Gartenparty bei einem Großindustriellen annimmt. Das Ehepaar kommt gemeinsam dort an, doch seine Wege trennen sich in dem weitläufigem Gelände. Jeder Partner trifft jemandem, mit dem er flirten kann, wobei Marcello Mastroianni mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird, da er die gelangweilte und dennoch einsame Tochter des Gastgebers (Monica Vitti) trifft. Es passiert nichts weiter, und am nächsten Morgen liest Guilia ihrem Gatten seine an sie adressierten Liebesbriefe vor, doch ihm sagen sie nichts mehr. Wie es sich für einen Antonioni Film gehört, passiert sehr wenig, aber wie das Wenige erzählt wird, erzählt sehr viel über die Charaktere und die Gesellschaft in der sie leben. Die Villa des Großindustriellen erinnert in ihren strengen Formen an Bauten der alten Römer gesehen durch die Augen der Futuristen[2], der Ersatz-Spielstein für die Indoorvariante von Curling auf Marmorfliesen ist ein edelsteinbesetztes Zigaretten Etui, die ehemalige Wohnung des Ehepaares Pontano lag in einem Neubauviertel mit Mietshäusern am Stadtrand, ihre derzeitige Wohnung hat ein simples, gefliestes Badezimmer, auf der Gartenparty nehmen aber eine Reihe von Gesten dann ein bekleidetes Bad im dortigen Swimmingpool, was aber von der Größe schon fasst an die Villa Adriano bei Rom erinnert.

[1] Bis in die 1960er war es durchaus üblich, dass Charaktere in verschiedenen Filmen von verschiedenen Schauspielern gespielt wurden. Buñuel ging in seinem letzten Film Das Obskure Objekt der Begierde dann ja den diametral entgegen gesetzten Weg.

[2] So kann man den faschistischen Baustil unter Mussolini auch beschreiben.


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