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  • Streifzüge

Doktor Mabuse, der Spieler

(Deutschland 1921)

Ein Land steht am Abgrund. Es hat den Krieg verloren, einer der Kriegsgegner hat Teile des Landes besetzt, die für den verlorenen Krieg verantwortliche Regierung wurde in einer Revolution gestürzt, und es gibt Teile in der Bevölkerung, die eine noch viel weitergehende Revolution fordern und andere Teile wollen mit einem eisernem Besen das alles wegfegen. Deswegen verfällt der Wert des Geldes immer mehr und die Masse verarmt. Willkommen im Deutschland des Jahres 1921. Nur das Kino profitierte von dieser Krise, Arbeit war billig, und das Ausland zahlte in harten Devisen. Man brauchte allerdings Stoffe, die sich auch im Ausland vermarkten ließen. Filme über Superverbrecher gingen immer, und der luxemburger Journalist Norbert Jacques hatte mit seinem Doktor Mabuse einen Bestseller geschrieben, dessen sich Fritz Lang als Filmstoff annahm. Der Stoff war Kolportage, aber die Umsetzung war erstklassig, sowohl von der Regie als auch von der Schauspielerischen Leistung. Die geschilderte Situation war dem deutschen Publikum durchaus bekannt, und die Vorstellung, dass sich hinter all den Übeln ein einziger Sündenbock verbergen musste, war zu verlockend. Nun, eine andere gescheiterte Existenz überzeugte die Wähler von einem anderen imaginierten Sündenbock, was zu sehr viel vergossener Tinte, Unmengen vergossenem Blut und noch mehr Elend führte. Nein, dazu brauchte man keine chinesische Brillen und von Blinden gezähltes Falschgeld. Es war auch so zum Verrückt werden. Nicht umsonst sah man bereits 10 Jahre später in Mabuse die Vorwegnahme des Dritten Reiches. Fritz Lang drehte 1932 noch ein Sequel, bevor ihm das Klima zu rau wurde und er es vorzog, Deutschland Richtung Westen zu verlassen.

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