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Streifzüge

Flüchtlinge

(Deutschland 1933)

Es ist erschreckend, wenn ein Nazi-Propagandafilm auch knappe 90 Jahre nach seinem Entstehen immer noch eine gewisse politische Relevanz hat. Eigentlich sollten wir alle doch um einiges weiter sein, aber wenn es um Bösartigkeit geht, hat sich leider nicht viel geändert, der Mensch ist eben einfach Mensch. Nicht nur in Afghanistan haben sich plötzlich schlagartig die Verhältnisse geändert, dass es für manche Menschen plötzlich lebensgefährlich geworden ist, vor Ort zu bleiben, und die, die sich bislang für den Schutz gekümmert haben, haben ihre Gründe sich nicht mehr diesen Aufgaben widmen zu können[1]. In dieser Situation finden sich auch Russlanddeutsche in Nordchina in diesem Film. Der örtliche Warlord hat sich mit seinen sowjetischen Nachbarn arrangiert, und die, es ist ja eine nazifreundliche UFA-Produktion, haben „natürlich“ etwas gegen die arischen Flüchtlinge. Und ja, eigentlich soll sich ja eine internationale Schutztruppe um deren Sicherheit kümmern, doch was interessiert es das örtliche britische Militär, wer da wen im hintersten China standrechtlich erschießen lassen will. Ja, man merkt, dass Deutschland damals gerade aus dem Völkerbund ausgetreten war. Der einzige, der sich für die Flüchtlinge einsetzt ist ein deutscher Militärberater der Nationalchinesischen Streitkräfte (Hans Albers), den es wie Ernst Röhm nach der Inflationszeit dorthin verschlagen hat. Es gelingt ihm trotz gegenteiliger Befehle und defätistischer Handlungen einen Zug abfahrbereit zu machen und erfolgreich sicheres Gebiet zu erreichen. Und ja, eine derartige Führung fordert ihren Preis, entsprechend dem nationalsozialistischen Zeitgeist kann nur taugliches Leben gerettet werden, Aktion T4, wirft ihren scheußlichen Schatten voraus, hinter einer charismatischen Führerfigur sammeln sich alle verzweifelten und ahnen, dass Opfer gebracht werden müssen[2] aber am Ende steht dann doch der Zug in eine andere Zukunft[3]. Neben Hans Albers und Käthe von Nagy als Stars fanden sich unter den Schauspielern auch Ida Wüst und Veit Harlan, die Regie führte Gustav Ucicky. Aufgrund seiner antisowjetischen Haltung hätte der Film eigentlich nach dem Hitler-Stalin-Pakt von 1939 aus dem Verkehr gezogen werden sollen, wurde aber aufgrund mangelnder Digitalisierung übersehen, und sorgte dann doch für diplomatische Verstimmung[4]. 1933 wurde der Film von Dr. Goebbels sehr gelobt und mit dem Staatspreis ausgezeichnet. Das Marschlied wurde allerdings nicht eigens für diesen Film geschrieben, es wurde bereits in Die andere Seite, der deutschen Version von Journey's End, einem Theaterstück, dass James Whale 1930 verfilmte verwendet. Frank Sinatra fand sich in Von Ryans Express in einer ähnlichen Situation.

Eindeutig eine Lokomtive der Deutschen Reichsbahn

[1] Wie so etwas in Europa auch enden kann, zeigt uns Quo Vadis Aida am Beispiel Sebrenitca.

[2] Ein fanatischer Anhänger gibt den Hitlerjungen Quex.

[3] bessere kann man eingedenk von Nacht und Nebel wirklich nicht schreiben.

[4] Programmkinos waren damals noch häufiger, und populäre Stars waren auch in älteren Filmen noch sehr gefragt.

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