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Streifzüge

Jet Generation - Wie Mädchen heute Männer lieben

Aktualisiert: 29. März 2023

(BRD 1968)

Sie (Dginn Moeller) kommt nach München und ist wirklich angepisst. Ihr Bruder Dirk hat zwei Jahre in München studiert, angeblich, hat seine Wohnung in Schwabing verkauft, sein Konto in New York seit mehreren Monaten nicht mehr benutzt und ist verschwunden. Auf die Vermisstenanzeige, mit Belohnung, hat auch niemand reagiert. Und als sie sich selbst nach München begibt, will ihr dort seitens US-Botschaft und Polizei auch niemand helfen. Sie macht den Modephotographen Raoul (Roger Fritz) ausfindig, der vor zwei Jahren mit ihrem Bruder befreundet war, doch der weigert sich ihr zu helfen, nur sein derzeitiger Assistent ermöglicht ihr weiteren Kontakt, der aber auch zu nichts weiterem führt. Regisseure Eckhart Schmidt inszeniert seinen ersten Spielfilm mit dem Geld, dass der Hauptdarsteller Roger Fritz als Einnahmen für seinen Film Mädchen, Mädchen als Regisseur und Produzent gemacht hat, Eckhart Schmidt war damals hauptberuflich Redakteur bei der Süddeutschen Zeitung und bei den Dreharbeiten bereits sechs Jahre mit der Schauspielerin Isi ter Jung, die auch eine kleine Rolle in diesem Film hatte, verheiratet.

Isi ter Jung

Eckhardt Schmidt war hier deutlich von Antonionis Blow Up beeinflusst. Im Gegensatz zu Antonionis Photographen-Antiheld, der glaubt über einen Mord gestolpert zu sein, ist es hier die Millionärstochter, die glaubt, dass ihr Bruder vom Photographem im Stile eines Mister Ripley ermordet worden ist. Genauso wie bei Antonioni löst sich der Fall ins Nichts auf. Eine wirkliche Lösung wird nicht präsentiert, aber die ist bei diesem Zeitdokument dank ihres Stils der späten Swingin' Sixties nicht nötig. Heute, ein halbes Jahrhundert später ist die Stadtansicht Münchens zu Zeiten des U-Bahnbaus[1] und vor der Existenz der Fußgängerzone genauso fremdartig wie die Damenmode in den Schwabinger Nachtlokalen und dennoch irgendwie vertraut. Die Hauptdarstellerin Dginn Moeller war ein Photomodell der späten 1960er, ihre Spuren verlieren sich kurz nach diesem Film, ihr Filmpartner Roger Fritz war als Schauspieler und Photograph bekannt geworden, bevor er seinen ersten Film Mädchen, Mädchen drehte, bei dem er schon mit Eckhardt Schmidt zusammenarbeite. Eckhardt Schmidt zelebriert hier das Ausharren der Kamera auf den Personen, um das Warten auf eine Reaktion jeglicher Art zu verdeutlichen. Ob das Gesicht eines zugekifften Nachmieters, oder Elefanten im Tierpark Hellabrunn[2], bisweilen kann man fast glauben, dass das Fremdenverkehrsamt bei der Auswahl der Drehorte seine Hände im Spiel hatte. Nein, so weit ist Schmidt bei seiner Antonioni Hommage dann doch nicht gegangen, dazu ist der Film in seiner Art viel zu jung, aber den 1967er Trachtenumzug zur Eröffnung des Oktoberfests inklusive einer Dialogzeile mit dem damaligen OB Hans Jochen Vogel hat etwas.

[1] Die U-Bahn wurde in der Ludwigsstraße 1967 bis 1972 gebaut. Warum ein Taxi vom Flughafen Riem dann zwei mal über die Ludwigsstraße zu US-Botschaft an der Königinstraße fahren muss und nicht am Friedensengel vorbei die Prinzregentenstraße, weiß nur der Cutter.

[2] Man sieht, wo da in den letzten Jahren was umgebaut worden ist.

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