(Frankreich 1963)
Was geschieht oder geschah da auf der Leinwand? Diese Frage kann man nicht beantworten, es ist nicht klar ob es eine Tatsche für die Personen auf der Leinwand ist oder nur eine Imagination. Die ganze Situation wirkt unwirklich, wie die Buchsbäume im Barrockgarten, die trotz Sonne keine Schatten werfen[1], die Protagonisten geistern durch die von Andre Robbe-Grillet entworfene Handlung, die Alain Resnais ohne größere weitere Rücksprache in brillantem Breitwand Schwarz-Weiß auf Zelluloid bannte[2]. Die Hauptfiguren bleiben namenlos, X (Giorgio Albertazzi) will von A (Delphine Seyrig) wissen, ob sie sich für ihn, wie letztes Jahr in Marienbad versprochen, entschieden habe, doch sie weiß nicht, ob sie ihn überhaupt kennt. Und da gibt es noch M (Sacha Piotëff), der möglicherweise ihr Mann ist und alle anderen immer in ein Nim-Spiel verwickelt, was er nie verliert. Was denn nun wirklich zwischen A und X passiert bleibt offen, er könnte sie vergewaltigen, vielleicht träumt das aber auch nur eine der Figuren auf der Leinwand. Delphine Seyrig wurde durch ihre ätherisch schwebende Interpretation dieser Rolle zu einem gefragten Star der 1960er und 1970er Jahre.
[1] Gedreht wurde im Park des Schleißheimer Schlosses bei bedecktem Himmel, die Schatten der Menschen im Park sind auf den Kies aufgemalt. Aus eigenem Augenschein kann ich behaupten, dass da keine toten Cynos[3] herumstehen.
[2] Robbe-Grillet veröffentlichte sein Drehbuch, das er Resnais vorlegte, mit Bildern aus dem Film, als eigenständiges Werk; die Unterschiede zum Film sind nur minimal, auch wenn beide für sich bestimmte Szenen diametral interpretierten.
[3] Insiderwitz, den man nur als Leser von Perry Rhodan Heften verstehen kann.
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