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Streifzüge

Liebeslied der Wüste

Aktualisiert: 23. Aug. 2021

(USA 1933)

Vor 1979 war der Orient in gewisser Hinsicht noch ein Traumland, das mit seiner anderen, islamisch geprägten Kultur immer noch den Hauch des Fremden verströmte und so auch mit dem Geist von Tausend und einer Nacht lockte. Diesem Reizen konnte natürlich auch die westliche Fiktion nicht entkommen und nachdem man im frühem 19. Jahrhundert auch die Bedrohung durch orientalische Piraten (man denke an Mozarts Entführung aus dem Serail) im Mittelmeer effektiv unterbunden hat[1] war die einstige Gefahr des Anderen fürs Erste völlig in den Hintergrund des allgemeinen Bewusstseins gedrängt worden, man hatte im eigenen Kulturkreis genügend andere Fremdartigkeiten, die man als Bedrohung des eigenen Selbst wahrnehmen konnte. Für einen kleinen Flirt mit dem exotischem Anderen hatte man allerdings immer Zeit, wie so manche Mode im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert zeigt. Man denke nur an türkischen Kaffee, Tabak und den Fez, der es irgendwie sogar in uramerikanische Organisationen wie die Shriners geschafft hat[2] und den Erfolg des Stummfilms Der Scheich, seinem Sequel und dem Musical The Dessert Song[3].

Dieser Film ist ein typische Precode-Film. Myrna Loy spielt eine amerikanische Touristin, Kind einer Ägypterin und eines europäischen Vaters, die sich ein wenig in ihren örtlichen Fremdenführer (Roman Navarro) verguckt, obwohl sie eigentlich mit einem Briten (Reginald Denny) verlobt ist. Der Fremdenführer ist nun aber nicht nur ein Beduine, sondern ein Scheich und auch ihm gefällt diese Touristin. Und er erwidert ihre Gefühle kraftvoll.

Als ihr Verlobter aus geschäftlichen Gründen kurzfristig verlassen muss, nutzt er die Chance sie zu seinem Palast zu entführen. Er versucht auf die alte Art eine Heirat zu erzwingen[4], demütigt sie und wird von ihr vor den Augen seines Vaters zu tiefst gedemütigt. Von ihrem Verlobten und dem ägyptischen Militär gerettet stünde der Ehe mit dem Verlobten trotz Bedenken seiner Mutter, ein Skandal müsse um alle Umstände vermieden werden, nichts mehr im Wege, würde der Scheich nicht selbst sein Leben als Hochzeitsgeschenk anbieten. Und natürlich, die Kraft des ägyptischen Blutes ist stärker.

Vergewaltigung, Rassenschande und Nacktheit waren unter dem Production-Code verboten. Frauen war es auf der Leinwand schwer gemacht, ihren Kopf in Fragen der Partnerwahl durchzusetzen, wie in Whoopee! brauchte es immer noch zumindest ein weiteres Tabu, das kreativ überschritten werden konnte, auch bei MGM. In diesem Fall war es die nicht-weiße Herkunft, was aber vom Drehbuchautor selbst mit einem „Auch wenn Du Chinesin wärst“ seitens des Scheichs am Ende persifliert wird. Von Empowering der Frau kann in diesem Fall nicht gesprochen werden, befreit ist die Frau hier nur von der Kleidung und ihr Wert wird durch ihrer Unversehrtheit, nicht nur der sexuellen, bemessen.

[1] Die erste US Navy Operation vor der Libyschen Küste 1805 waren neben dem scheibchenweisen zerlegen des Osmanischen Reiches, das bis 1921 andauerte und der Verwandlung des indischen Subkontinents in eine britische Kolonie maßgeblich

[2] Man sehe sich nur die Laurel und Hardy Parodie darauf in Sons of the Desert an.

[3] Von der Broadwaybühne als Das Lied der Wüste mehrfach auf die Leinwand geholt

[4] §177 StGB



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