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Streifzüge

Lohn der Angst

(Frankreich 1953)

Südamerika war nach dem zweiten Weltkrieg Fluchtstation für viele. Die einen flohen vor dem Elend, die anderen vor Verfolgung und in den Tropen holte das Elend dort viele wieder ein, dass man gerne dem Elend wieder in die alte Heimat entkommen wollte. Doch wer im Elend sitzt kann sich selten eine Rückfahrkarte erwerben. Das ist die Ausgangssituation am Beginn dieses Filmes, den der französische Regisseur Henri-Georges Clouzot in Südfrankreich drehte.

Im Dschungel ist eine Ölquelle in Brand geraten und so etwas löscht man am besten mit einer Explosion und wenn nur Nitroglycerin greifbar ist, muss man ein paar Deppen finden, die dieses vom Lager zur Unglücksstelle fahren, denkt sich der örtliche US-amerikanische Manager und wählt aus dem örtlichen Pool an verkrachten Existenzen vier Fahrer für zwei Transport-LKWs aus: Einen arischen Offizierssohn (Peter van Eyck), einen fröhlichen Italiener (Folco Lulli), einen großspurigen älteren Franzosen (Charles Vanel) und einen verliebten, den älteren bewundernden Landsmann (Yves Montand). Doch die Strecke hat ihre Tücken und nur ein Laster kommt mit seiner Ladung am Ziel an. Doch auch der Überlebende verunglückt auf dem Rückweg.

Auf dem Weg zum Ziel lernen wir die vier besser kennen, im Kampf mit den Wegverhältnissen werden die Charaktere der beteiligten bloß gelegt, die beiden Hauptfiguren werden geradezu seziert. Charles Vanel war für Clouzot eigentlich nur zweite Wahl, aber Jean Gabin hatte an dieser Rolle kein sonderliches Interesse. Vanel hatte eine ähnlich lange Karriere wie Gabin, er stand bereits vor dem Ersten Weltkrieg vor der Kamera, und war nach diesem Film auf alternde gebrochene Helden abonniert (z.B. Die Million eines Gehetzten, Der Tod in diesem Garten) was ihn aber nicht hinderte auch Nebenrollen wie in Über den Dächern von Nizza anzunehmen. Mit Clouzot[1] war er in noch zwei weiteren Filmen dabei[2]. Der Star des Films aber war Yves Montand. Für den Sänger war dies sein siebter Film und der erste, der an der Kinokasse wirklich Erfolg hatte. Sinnigerweise hat seine Filmrolle den gleichen Nachnamen, wie Yves Montand, der als Ivo Livi geboren wurde.

Henri-Georges Clouzot schuf hier einen Klassiker des Abenteuerfilms, der über 20 Jahre später von Hollywood in ein ebenfalls sehr sehenswertes Remake Atemlos vor Angst transformiert wurde, das durchaus seine eigene Besprechung verdient. Lohn der Angst war 1953 auch bei den Filmfestivals in Cannes und Berlin erfolgreich.

[1] Henri-Georges Clouzot wurde hier bereits mit der Rekonstruktion Die Hölle – ein Film von Henri-Georges Clouzot besprochen, auch sein Der Rabe ist eine Besprechung wert.

[2] Die Teuflichen mit Simone Signoret, der Gattin von Yves Montand und Die Wahrheit mit Jean Gabin und Brigitte Bardot.


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