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Streifzüge

Ohne ein Morgen

Aktualisiert: 30. Dez. 2021

(Frankreich 1940)

Irgendwie ist der Titel für diesen Film prophetisch, denn ein Morgen hat es für den Regisseur Max Ophüls in Frankreich erstmal nicht gegeben, dieses Melodrama kam zwar noch vor der deutschen Besetzung Frankreichs in die Kinos, aber während der Dreharbeiten für seinen nächsten Film in der Schweiz erschien es ihm sicherer seine Arbeit für andere Produzenten in Hollywood fort zusetzten, außerhalb der Reichweite der Nazis. Auch in diesem Film geht es um das Brechen mit der eigenen Vergangenheit. Die Heldin dieses Films, Evelyne (Edwige Feullière) hat in ihrem Leben Fehler begangen, jetzt ist sie fast ganz unten als Animiermädchen in einem schäbigen Nachtclub und ihr achtjähriger Sohn Pierre (Michel François) ist mal wieder von einem Internat geflogen[1] und in ihrer derzeitigen Position, wo sie sich regelmäßig auf der Bühne ausziehen und bekleidet die Gäste zum Trinken von billigem Champagner anhalten muss, ist es unmöglich ihm ein adäquates, nicht das kindwohlgefährdendes Heim zu bieten. Durch Zufall trifft sie einen alten Geliebten, Dr. George Brandon (George Rigaud), einen Kanadier, der sie immer noch liebt und mit ihr nach Kanada ziehen möchte. Sie lügt ihm vor, dass auch sie in guten Verhältnissen lebt, da er Paris in drei Tagen wieder verlässt, kann sie diesen Schwindel sogar durchziehen und dafür sogen, dass George in Kanada sich um Pierre kümmert, den für sie in ihrem Elend gibt es kein Morgen.

Ophüls stellt uns Evelyne gleich in ihrer Position vor, ein Koberer vor dem Nachtclub wirbt mit den dortigen Attraktionen, darunter auch ein Photo von den Tänzerinnen auf der Bühne, und dieses Photo verwandelt sich in die Einstellung wo diese Tänzerinnen nach einem Auftritt von der Bühne abgehen. Edwige Feullière hatte damals keine Probleme Haut zu zeigen, 1935 in Lucretia Borgia konnte man sie auch in ihrer ganzen Schönheit bewundern, Probleme wie in den puritanischen USA durch ein ein zentrales viktorianisches Zensurbüro gab es nicht, heute würde eher die Szene Probleme bereiten, wo sie ihren kleinen Sohn von der Badewanne ins Bett bringt [2].

Von Ophüls französischen Filmen zählt dieser wegen seiner extrem melodramatischen Handlung zu den schwächeren, sein Vorgänger Von Mayerling nach Sarajevo ebenfalls mit Edwige Feullière über das tragische Ende der Beziehung des österreichischen Thronfolgers und Sohnes von Kaiser Franz Joseph und seiner Gattin Elisabeth, der nur Wochen zuvor in die Kinos kam, ist bekannter. Von der Bekanntheit kommen auch diese nicht an seinen Reigen heran.

[1] Es waren noch Zeiten, wo sich auch Prostituierte Internate leisten konnten, wie man auch 1954 in Der Skandal sehen kann.

[2] Die Leute, die sich darüber aufregen, haben vermutlich auch Probleme mit bestimmten weltbekannten Brunnen oder barocken katholischen Kirchen.

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