(UdSSR 1925)
Der Klassiker schlecht hin - den muß man einfach gesehen haben. Eisenstein erklärt hier warum es 1905 während des russisch-japanischen Krieges zu einer Meuterei auf einem der Linienschiffe[1] kam und wie diese Meuterei zu einem Vorbild auf der ganzen Welt wurde [4]. Der Film war ursprünglich als Episode eines Films zur Feier der gescheiterten Revolution von 1905 gedacht, aber nur diese Episode wurde verfilmt. Eisenstein zeigte hier, wie man mit einfachen Mitteln und einer typischen sowjetischen Montage einen eindrucksvollen, intellektuell ansprechenden Film drehen kann. Im alten zaristischem Kriegshafen Odessa lagen noch die Reste der alten Schwarzmeerflotte, die den Weltkrieg und den Bürgerkrieg überlebt hatten, so dass es möglich war halbwegs Zeitgenössische Schiffe [5] zu verwenden, die Potemkin selbst war nur noch als demobilisierter Hulk in Verwendung, Menschenmassen waren problemlos zu mobilisieren, und ein paar Einstellungen von Löwenstatuen zeigten den revolutionären Geist gegen die Brutalität des alten Regimes, die hier von marschierenden Soldaten und einem Kinderwagen[6]. Zensurhistorisch ist interessant, dass mal wieder in der Sovietunion unter Stalin ein Trotzkizitat geschnitten wurde, und in Deutschland bis in die 1990er Jahre nur eine Fassung zu sehen war, bei der nach der Schlusseinstellung noch ein erklärender Text kam, der das Schicksal der Meuterer an Bord der Potemkin schilderte, nachdem das Schiff zwecks der nötigen Provisionierung einen rumänischen Hafen anlaufen musste.
[1] der deutsche Titel ist falsch, hier spielt die damalige Debatte um den Neubau des Panzerschiffes A, der von der radikal pazifistischen Linken immer als Panzerkreuzer[2] geschmäht wurde, eine Rolle, allerdings war die Potemkin ein vollwertiges Linienschiff, ein Rückgrat der Schlachtflotte, etwas was man gemeinhin fälschlich als Schlachtschiff bezeichnet[3].
[2] Im Prinzip hatten sie recht, ein Schiff, was alle schnelleren Einheiten zusammen schießen und allen stärkeren Einheiten davon rennen kann und für den Handeiskrieg im Atlantik gedacht ist, erfüllt die Funktion eines Panzerkreuzers - wie das wirklich funktionierte zeigte sich ja in dem Gefecht vor dem Rio de la Plata.
[3] das erste wirkliche Schlachtschiff im heutigen Sinne, die HMS Dreadnaught, wurde erst 1906 in England in Dienst gestellt, die hatte verglichen mit der Potemkin das zweieinhalbfache Breitseitengewicht.
[4] auch die deutsche Revolution vom November 1918 ging von einer Meuterei der Matrosen der Hochseeflotte aus, die nicht mehr nur um der Ehre willen sterben wollten, als der Krieg eh schon vorbei und verloren war.
[5] nicht so etwas völlig anachronistisches, wie die damals aktuellen Einheiten der Pazifikflotte, als man 2001 Pearl Harbor drehte.
[6] häufig zitiert, regelmäßig auch parodiert. Man denke nur an Leslie Nielson in die Nackte Kanone.
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