(USA 1932)
Zwischen 1929 und 1934 drehten Ernst Lubitsch mit Maurice Chevalier und Jeanette MacDonald für Paramount eine Reihe von Filmen, aber jeder setzte einmal aus. Dieser Film ist nicht von Lubitsch, sondern Robert Mamoulian[1]. Auch hier ist die Handlung ganz operettenmäßig über ein Paar, dass sich nicht finden durfte, aber es am Ende trotzdem tat. Robert Mamoulian hatte bereits in seinem ersten Tonfilm, dem Backstagemusical Applaus ein unübersehbares Zeichen seines Könnens gesetzt und war, als Ernst Lubitsch für das nächste Chevalier-MacDonald-Projekt nicht verfügbar war, der naheliegende Ersatz. Maurice Chevalier ist in diesem Musical mit Musik von Rogers und Hart Maurice Courtelin,ein Pariser Schneider, der auf einem Schloss nur eine Rechnung eintreiben möchte, sich dabei aber in eine Prinzessin Jeanette (Jeanette MacDonald) verliebt, sie ihn aber erst ob des Standesunterschieds schneidet. Da er aber ob seiner Bezahlung insistiert, bleibt er übernacht und wird den anderen Gästen als Adeliger vorgestellt. Der allgemeine Konsens der anwesenden Gäste ist, dass er für die verwitwete Jeanne eine gute Partie abgeben würde, auch ihre Cousine Valentine[2] (Myrna Loy) würde ihn sich gerne angeln. Am Ende, es ist ja eine Operette, bekommt Maurice das ihm geschuldete Geld und seine Jeanette, obwohl alle erstaunt sind, dass er nur ein Schneider ist.
Mamoulian beginnt den Film mit einer Szene im Typischen Lubitsch Stil, sein Schuldner Vicomte Gilbert (Charlie Ruggels) ist gerade einem eifersüchtigem Ehemann entkommen – Marathonläufe sind wirklich praktisch zum Entkommen, besonders wenn der Schneider seinen Laden an der Strecke hat. Vom Bild sieht man deutlich einen expressionistischen Einfluß, bei einer Chevalier Nummer fungieren die Schatten der Schauspieler an der Wand als Illustration des Besungenen. Die Songs von Rogers und Hart, die großen sind alle Standards des great American Songbook geworden, werden teilweise ironisch eingesetzt, Lover [3] zum Beispiel dient zur Beruhigung eines nervösen Pferdes.
Den Zensoren des Hayes-Office war dieser Film 1934 für einen Rerelease zu sexy, eine Gesangszene in einer größeren musikalischen Nummer musste gestrichen werden, da Myrna Loy ein zu transparentes Negligee trug. Leider ist das Filmmaterial heute nicht mehr existent, es blieben nur Standphotos, wie rechts zusehen. Wenn man die Szene als Beispiel nimmt, in dem sich Maurice über den bisherigen Schneider und seine Arbeit mokiert, kann man ahnen, wie diese gewirkt haben muss. Heute gilt der Film als einer der großen Precode-Operetten und wird seitens der Library of Congress als kulturelles Denkmal angesehen.
[1] Auch das Studio sollte einmal aussetzen, für MGM drehte man Die Lustige Witwe, aber bei dem waren alle nicht wirklich zufrieden.
[2] 1935 besang Chevalier in Follies Bergere gleich am Anfang diesen Namen.
[3] Hier eine Aufnahme mit Ella Fitzgerald on Youtube
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