(USA 1941)
Seltsame Früchte hängen da in den Bäumen[1], doch das Publikum sieht sie kaum, jedoch immernoch besser als die Hauptprotagonisten dieses Filmes. John L. Sullivan (Joel McCrea) ist ein Filmregiesseur, den seine erfolgreiche Arbeit in den Studios Hollywoods ankotzt. Immer nur Filme über komische Reiche, die so absolut gar nichts mit den Dingen, die den einfachen Bürger in seinem Kino[2] bedrücken, zu tun haben. Filme müssen eine soziale Signifikanz haben, sonst seien sie wertlos, denkt er und will das in seinem nächsten Film zeigen. Dazu überredet er seinen Produzenten ihm eine Stofffindungstour durch die USA zu finanzieren, nach einigen gescheiterten Anläufen sogar ohne Aufpasser in nächster Nähe. Er lernt bei einer Exkursion eine junge Schauspielerin (Veronica Lake)[3] kennen, die gerade in Hollywood gescheitert ist, und ihm seine Undercoverexistenz als Landstreicher abnimmt und dann recht überrascht ist, wenn sie merkt, wer er wirklich ist. Sie hält sein Projekt für Schwachsinn, begleitet ihn aber trotzdem. Als Leibwächter ist sie aber überfordert, er wird bestohlen, der Dieb verunglückt tödlich und er wird wegen Landstreicherei und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte zu einer Haftstrafe verurteilt, ohne Papiere und ohne Erinnerung hat er vor Gericht keine Chance. Preston Sturges war bei Paramount so etwas wie ein Wunderkind und konnte in den 1940ern dort seine eigenen Drehbücher selbst verfilmen, ohne dass ihm das Studio groß dazwischen funkte. In diesem Film wirft er einen nicht sonderlich netten Blick auf die linksliberale Intelligenz, ohne an scharfer Kritik des konservativen Hinterlands zu sparen. So wenig wie Sullivan die gelynchten Schwarzen in den Bäumen wahrnimmt, so wenig realisiert er, was das Kino eigentlich für die Menschen ist – ein Ort sich den Frust über die Widrigkeiten des Lebens von der Seele zu lachen. Und Preston Sturges ist klug genug, die bittere Pille der Gesellschaftskritik, die bei Warner während der tiefsten Depression schon im Entflohenen Kettensträfling offensichtlich war, in einem leckeren Kuchen zu verpacken. Nebenbei bemerkt, das Thema einer Frau unter Landstreichern hatte bereits 1928 William A. Wellman[4] in Beggars of Life für Paramount behandelt und Sturges, der zumindest die Bühnenvorlage kannte, nimmt das Thema hier wieder auf seine unverwechselbare Art wieder auf.
[1] Persönlich empfehle ich Billie Holidays 1939er Version von Strange Fruit
[2] diese Anspielung an Ich bei Tag und Du bei Nacht muss sein.
[3] Für sie wurde der Film zum Durchbruch, danach wollten alle Frauen eine ähnliche Frisur haben, dass in den Rüstungsfabriken expilzit auf die Gefahr durch Drehbänke und Bohrer hingewiesen mußte.
[4] eines seiner anderen Werke ist hier bereits besprochen worden: Ritt zum Ox Bow
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